Helene-Wessel-Straße

Die „Mütter des Grundgesetzes“ – das sind die vier Frauen, die gemeinsam mit 61 Männern im Parlamentarischen Rat 1948 das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland erarbeiteten: Friederike Nadig, Elisabeth Selbert, Helene Weber und Helene Wessel. Sie waren 1949 wesentlich daran beteiligt, dass die Gleichstellung der Geschlechter mit dem Satz „Frauen und Männer sind gleichberechtigt.“ als Artikel 3 ins Grundgesetz aufgenommen wurde.

Zu seiner Sitzung am 04.11.2015 lag dem Ausschuss für Stadtentwicklung ein Vorschlag zur Umbenennung einiger Straßennamen in den ehemaligen Britenvierteln vor. Bedeutende Frauen sollen vorgeschlagen werden denn bisher sind nur wenige Frauen als Namensgeberin für Straßen in Detmold berücksichtigt worden.
Der Gleichstellungsbeirat schlug vor, den Christaweg, den Gerdaweg sowie einen bisher unbenannten Weg nach Frieda Nadig, Elisabeth Selbert und Helene Weber zu benennen.


Ein lobenswerter Vorschlag der zeitnah vom Rat beschlossen und umgesetzt wird aber eine Frage aufwirft.
Sentaweg, Annastraße, Monikaweg, Erikastraße, Ingridstraße sind die Namen von fünf weiteren Wegen bzw. Straßen in diesem Quartier. Warum ist dem Gleichstellungsbeirat die Ehrung der vierten „Grundgesetzmutter“ nicht ebenso wichtig gewesen?

Quellen:
Ratsinformationssystem Detmold, OpenStreetMap

Nachtrag:
Vor 125 Jahren am 6. Juli 1898 wurde Helene Wessel geboren.
Hier kannst du den Zeitzeichen-Beitrag vom 6. Juli 2023 nachhören:
https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/zeitzeichen-helene-wessel-100.html

Lemgoer Tor

Als Bernhard III 1265 an der Straßenverbindung Lemgo – Paderborn die Stadt Detmold gründete, wurde das etwa 17 ha große Stadtgebiet mit einer Mauer befestigt in welcher, abgesehen von einer kleinen Pforte am Bruchberg, nur zwei Tore vorhanden waren. Das Hornsche Tor im Süden, das Lemgoer Tor im Norden, der ehemalige Steinweg zwischen diesen Toren trägt heute den Namen Lange Straße. In den Sammlungen des Lippischen Landesmuseums und der Lippischen Landesbibliothek sind sowohl ein „Stadtplan“ als auch eine „Ansicht“ dieser Gestaltung der Stadt Detmold im Mittelalter vorhanden.

Stadtplan – Lippische Landesbibliothek 1-D-41
Das Lemgoisch-Thor in Detmold – Innentor und Aussentor

Der Standort des Lemgoer Tores wurde anhand dieser und weiteren historischen Darstellungen lokalisiert und in den 1980er Jahren mit Markierungen im Pflaster gekennzeichnet. Als Folge von Baumaßnahmen wurde die Pflasterung neu gestaltet und aktuell sind diese Markierungen leider nicht mehr vorhanden.

Die Straße Richtung Norden bis zum heutigen Kreisverkehr am Sozialgericht hieß Lemgoer Straße und im weiteren Verlauf Lemgoer Chaussee ab den 1930er Jahren Richthofenstraße.

Stadtplan Detmold 1912

Im Stadtplanausschnitt von 1912 siehst du an der Markierung wo das Lemgoer Tor seinerzeit gestanden hat. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurde beschlossen das Tor abzubrechen, den Faulen Graben (heute das Rosental) zuzuschütten und vor dem Lemgoer Tor entstanden neue Häuser. Bereits 1778 war an der Nordostecke des Lustgarten das Komödienhaus (Abbruch 1936) gebaut worden. Vor dem Lemgoer Tor entstand 1817 ein erstes Wohnhaus (jetzt Lange Str. 81) und 1825 genehmigte das Hofmarschallamt den Bau von sechs Häusern um der Wohnungsnot abzuhelfen und zur Stadtverschönerung beizutragen. 1828 entstand an der Lemgoer Chaussee das Strafwerkhaus, spätere Nutzungsnamen waren Kaserne II (bis 1945), Regierungsgebäude II (1951), Sozialgericht.
Ein weiteres bedeutsames Wohnhaus war das 1838 von Petri gebaute Petrische Palais, das in den 1970er Jahren im Zuge der Straßenplanung am heutigen Hasselter Platz abgerissen wurde.


Stadtplan Detmold 1961

Auf diesem Plan erkennst du die Straßenbezeichnungen im Kreuzungsbereich Lagesche Straße – Paulinenstraße in den 1950er Jahren. Die Klüter Straße heißt seit den 1980er Jahren Lemgoer Straße, der Kreuzungsbereich wurde neu konzipiert, das Volkshaus abgerissen, neue Gebäude errichtet und die Vermarktungsprofis der Baubranche nutzten die Gelegenheit, benannten ein Wohn- und Geschäftshaus an der Kreuzung „Lemgoer Tor“ und vereinnahmten so einen historischen Namen.

Wohn- und Geschäftshaus
Lagesche Straße – Lemgoer Straße

Die damalige Stadtarchivarin schreibt dazu in Heimatland Lippe (Nov. 1990) „Da aber nunmehr der Verkehr von und nach Lemgo über diesen Platz läuft, wäre gegen eine Bezeichnung „Neues Lemgoer Tor“ nichts einzuwenden“. Wieder einmal hat Kommerz gegen Historie gewonnen.


Seit September 2022 wird mit dieser Infotafel an das Lemgoer Tor erinnert

30 Jahre später gelingt es dem Lippischen Heimatbund am ehemaligen Rathaus II (jetzt H&M) eine Infotafel anzubringen. Warum aber muss die Überschrift zu diesen historischen Informationen „Altes Lemgoer Tor“ lauten?


Als „Rosental-Galerie“ wird das vor einigen Jahren an der Kreuzung Lange Straße – Rosental errichtete Gebäude bezeichnet. Nicht nur auswärtige Besucher der Residenz auch Detmolder Bürgerinnen und Bürger suchen vergeblich eine Galerie.


Quellen:
Geschichte der Stadt Detmold, Maximilian-Verlag, 1953
Heimatland Lippe, LLB

Smog in Ostwestfalen

SMOG IN OSTWESTFALEN NUR AUF DEM BILDSCHIRM
So lautet der Text einer Karikatur von Egon Körbi, der mehr als drei Jahrzehnte als EKÖ für die Freie Presse, die Neue Westfälische und die Lippische Landes-Zeitung als Karikaturist gearbeitet hat.

Karikatur von EKÖ – Lippische Landes-Zeitung – 1985-01-19

Am 15. Januar 1985 um 6:26 war plötzlich Stille im Radio. Keines der WDR Programme ist zu empfangen, ein Blick aus dem Wohnzimmer in Richtung Hermann, das vertraute Signallicht am Sendeturm auf dem Bielstein ist erloschen. Die haben wohl Stromausfall – so der erste Gedanke. Als es hell wird zeigt sich jedoch: Nicht nur das Warnlicht ist ausgefallen. Der Sendemast ist nicht mehr zu sehen.

Die Sendeanlage war erst knapp 15 Jahre vorher, nach langer Planung im Juni 1970 in Betrieb genommen worden.
Ein schönes Bild vom Sendemast hat die Firma Luftbild Kirchner + Wolf aufgenommen. Die Rechte für das Bild liegen mittlerweile beim Zentrum für Geoinformationswesen der Bundeswehr.

Bereits um 14:50 desselben Tages ist für das Programm WDR 2 eine provisorische Lösung gefunden. Der Sender Hünenburg in Bielefeld strahlt das Programm aus und die Technikabteilung des WDR geht davon aus im Februar über einen provisorischen 85 m Mast auf dem Bielstein das 1. Programm wieder zu senden.

Viele Informationen zur Geschichte des Senders und den Ursachen, die zum Einsturz führten kannst du in einer informativen Schrift des WDR nachlesen. Den Link findest du am Ende dieses Artikels bei den Quellenangaben.

Im September 1986 war „Der neue 300er“ fertig und die Rundfunkprogramme des WDR sowie das 1. Programm (ARD-Fernsehprogramm) können wieder in entsprechender Qualität empfangen werden.

Mehr zur Geschichte von Rundfunk und Fernsehen in OWL gibt es vielleicht demnächst.

Quellenangaben:
Lippische Landes-Zeitung, WDR Archiv – https://www1.wdr.de/sendemastpdf100.pdf

Wolf-Hirth-Straße

Seit Jahren ist es bekannt! Der Name einer Straße in Detmold ist falsch geschrieben. Lange Zeit war diese Straße den Detmolder Bürgern unbekannt, lag sie doch im Bereich der ehemaligen Britensiedlung an der Siegfriedstraße. Nach dem Abzug der Briten entsteht hier ein neuer Stadtteil mit Kindergarten, Kunst- und Kulturhaus, Nahversorgung, Gastronomie, …

Ausschnitt Stadtplan 1960

In diesem Stadtteil, der Ende der 1950 Jahre mit Wohnungen für die Familien der in Detmold stationierten Militärs bebaut wurde, waren auch neu gebaute Straßen zu benennen. Am 15.12.1959 erfolgte die Namensgebung: Wolfgang-Hirth-Straße, Lilienthalstraße, Zeppelinstraße. Mit dieser Namensgebung sollten Pioniere der Luftfahrt geehrt werden.
Der Segelflugpionier Wolf Hirth, seine Vornamen Kurt Erhard Wolfram kürzte er ab zu Wolf, starb am 25. Juli 1959. Wer seinerzeit zur Namensgebung nicht korrekt recherchiert hat, ist nicht mehr nachzuvollziehen. Mit einer Nachfrage beim DAeC oder dem Luftsportverein Detmold wäre die Straße sicherlich korrekt benannt worden.


Bei den Recherchen finden sich weitere interessante Fehler bei der Schreibweise des Straßennamens. So ist in der Ergänzung zum Straßenverzeichnis im Stadtplan von 1960 der Name Wolfgang-Hirt-Str. aufgeführt. Im Stadtplan ist der Nachname korrekt mit „h“ geschrieben.

Stadtplan 1960 – Ergänzung zum Straßenverzeichnis

In der Begründung zum Bebauungsplan 01/83A vom Mai 2020 findest du die Bezeichnung Wolfgang-Hirth-Weg.

In der Broschüre „Die Straßen der Detmolder Kernstadt“ notiert der Autor Rüdiger Henke in der Beschreibung zur Robert-Kronfeld-Straße den von Hirth gewählten Vornamen korrekt. Als Robert-Kronfeld-Straße war von 1996 bis 2002 für einige Jahre die Straße zum ehemaligen Munitionsdepot benannt. Diese Straße heißt seit September 2002 Im Fliegerhorst und die Robert-Kronfeld-Straße findest du jetzt im ehemaligen Kasernengelände. In diesem Bereich ist eine weitere Straße nach dem Segelflugpionier Günther Groenhoff benannt.
Im Zuge der Planung der Britensiedlungen waren auch die erforderlichen Straßen zu planen und insbesondere waren geeignete Namen zu finden. Im Stadtplan von 1960 findest du u.a. die Hindenburgstraße, die Friedrich-Ebert-Straße, Stresemannstraße, Zeppelinstraße … Doch bereits nach wenigen Jahren war aufgrund der Gemeindereform eine erste Umbenennung erforderlich. Die Friedrich-Ebert-Straße und die Hindenburgstraße existierten bereits in Hiddesen, die beiden Straßen in der Kernstadt werden umbenannt zu Eckenerstraße und Adenauerstraße.
Bei den Planungen zur Konversion des gesamten vom Militär genutzten Geländes wurde 2015 im Rat ein Antrag der SPD zur Umbenennung von Straßen in diesem Bereich eingebracht. Einige Straßennamen (Gerdaweg, Christaweg) seien entweder nicht mehr zeitgemäß oder nicht korrekt (Wolfgang-Hirth-Straße). Bei einer Neubenennung sollen weibliche Persönlichkeiten geehrt werden und so gibt es jetzt den Frieda-Nadig-Weg und den Elisabeth-Selbert-Weg. Warum unterblieb trotz Hinweis auf die fehlerhafte Benennung der Wolfgang-Hirth-Straße die erforderliche Korrektur?

So sollte das Straßenschild eigentlich aussehen

Gibt es weitere Fehlbenennungen in der BRD? Die Internetrecherche nach „Wolfgang-Hirth-Straße“ bringt dich nach Schönkirchen im Amt Schrewenborn, Kreis Plön.

Open-Street-Map – Schönkirchen

Infos aus Chronik Schönkirchen
In der Gemeinde Schönkirchen wurde in den 1940 Jahren ein neuer Stadtteil für Mitarbeiter der in Kiel ansässigen Firma Anschütz geplant und gebaut. Hermann Anschütz-Kaempfe war Erfinder des Kreiselkompass. Die nach Wolf Hirth benannte Straße in der Anschützsiedlung erhielt den Namen Wolfgang-Hirth-Straße (vermutlich nach dem Tod von Wolf Hirth) in den frühen 1960er Jahren.

Die weitere Sichtung der Suchergebnisse führt zu einer Nachricht in der Kreiszeitung Böblinger Bote vom August 1918 in dem über einen Dieseldiebstahl an der Wolfgang-Hirth-Straße in Böblingen berichtet wird. Ein weiterer Fund der Suchmaschine ist die Anschrift einer Firma im Industriegebiet Esslingen.

Bei beiden Adressangaben handelt es sich um Schreibfehler.


Quellenangaben:
Internetrecherche, Landesarchiv NRW, Stadtarchiv Schrewenborn,
Rüdiger Henke – Die Straßen der Detmolder Kernstadt,
www.detmold.de/startseite/leben-in-detmold/stadtentwicklung/staedtebauliche-planungen/konversion/isek-ehemalige-britensiedlung/

Volkshaus

Da soll es doch eine Gedenktafel geben, an dem Haus das dort errichtet wurde wo ehemals das Volkshaus stand und jetzt ein großes Geschäftshaus steht, an der Kreuzung Paulinenstraße – Röntgenstraße – Lagesche Straße.

Du musst schon etwas suchen, denn die Tafel ist nicht prominent am Eingang angebracht sondern versteckt hinter Gebüsch an der Seitenwand zur Werre. Einem auf der Paulinenstraße fahrenden Detmold-Besucher bleibt sie daher verborgen. Warum also sollte er nach einem Parkplatz Ausschau halten und sich genauer informieren was auf der Tafel zu lesen ist.

In der Fotosammlung der LLB Detmold finden sich einige Bilder. Auf einer Postkarte mit dem Datumsstempel 16.05.1927 ist das ursprüngliche Volkshaus mit der Anschrift Lageschestr. 66 an der Ecke Paulinenstraße – Lagesche Straße abgebildet. Den Namen Röntgenstraße gab es noch nicht. Die Verlängerung der Paulinenstraße (heute Lemgoer Straße) trug den Namen Klüterstraße.

Foto: LLB Detmold ME PK 15-7

Die Digitale Sammlung der LLB Detmold bietet den Zugang zu diversen Adressbüchern. Im Adressbuch der fürstlichen Residenzstadt Detmold von 1914 ist zu lesen: Gasthof Stadt Detmold, Lageschestraße, Ecke Paulinenstraße, Telefon 227.
1920 wurde das Haus an die Stadt Detmold verkauft, von der Volkshaus G.m.b.H. erst gepachtet und dann erworben.
Im Adressbuch von 1923 findest du den Eintrag: Volkshaus (Gewerkschaftshaus) Lagesche Straße 66.
1928 erfolgte der Abriss, der Neubau war 1930 fertiggestellt. Zur Einweihung sprach der sozialdemokratische Landespräsident Heinrich Drake.

Foto: LLB Detmold ME PK 15-9A
Foto: LLB Detmold ME PK 15-9B

Nach der Landtagswahl am 15. Januar 1933 regierte die NSDAP in Lippe. Am 11.3.1933 kam es zu einem Sturm auf das Volkshaus durch die Nazis. Am 2. Mai 1933 wurden die Gewerkschaften zerschlagen, das Volkshaus besetzt. Hakenkreuz-Flaggen wehten an den Fahnenmasten auf dem Dach sowie an der Fassade und der Schriftzug Volkshaus war mit einem Banner abgedeckt.

Foto: LLB Detmold BADT-11-36

Am 10. Mai 1933 wurde die DAF (Deutsche Arbeitsfront) , die NS Gewerkschaft gegründet und die bisherigen Gewerkschaften zerschlagen. Das Volkshaus wurde zwangsversteigert und von der DAF erworben.
In den Adressbüchern von 1934-1938 ist es als „Horst Wessel Haus“ Inh. Karl Paul verzeichnet.

1941 wurde der Turm entfernt, als Schriftzug ist lediglich „Die Deutsche Arbeitsfront“ an der Fassade angebracht.
Das Adressbuch 1941 verzeichnet: Haus der Deutschen Arbeit.

Foto: LLB Detmold ME PK 15-10

Auf der Rückseite dieser Feldpostkarte aus dem Jahr 1942 ist der Kartentext „Hotel-Restaurant Volkshaus“ mit „Horst Wessel-Haus Detmold“ überstempelt.

Foto: LLB Detmold ME PK 15-11

Nach 1945 wird das Gebäude durch die Militärregierung beschlagnahmt, geht danach in Eigentum des DBG über. Am 1. Juli 1949 erfolgt die Einweihung durch Hans Böckler. Der DGB nutzt die Räume für Büros, Schulungen und Tagungen, Hotel und Restaurant werden durch Pächter betrieben.

Nach 1950 wird das Flachdach ersetzt durch ein Steildach. Restaurant und Hotel werden weiter durch Pächter bewirtschaftet. Der Name wechselt zu Central-Hotel

ln-1 – Zeitungsarchiv Foto ca. 1960

Mitte der 1960er Jahre traten aus den Medien bekannte Bands ebenso wie Amateurbands aus der Region auf.

Anzeige in der LZ 1965-10-30
Anzeige in der LZ 1965-11-26

Ein Highlight war ein Auftritt der Rattles auf den die Fans bis weit nach Mitternacht warten mussten.

Im September 1971 erfolgt der Verkauf an Stadt Detmold; die Verkehrsplanung der Stadt erfordert einen Ausbau der Kreuzung und im Mai 1985 erfolgt die Sprengung des Gebäudes.

Gerne würde ich dir hier das letzte Bild vom Central-Hotel zeigen. Laut Gebührenordnung des Stadtarchiv Detmold kosten „Einblendungen in Onlinediensten“ pro Woche 25 Euro.


Ohne Kosten kannst du das
Bild mit diesem Klick ansehen.

Es folgt ein Neubau als Wohn- und Geschäfthaus und seit Mai 2015 befindet sich die Gedenktafel an der Seitenwand.

Warum für die Gedenktafel ein retuschiertes Foto von 1933 verwendet wird, ist schwer verständlich.

Quellen:
Heimatland Lippe 109.2016
LLB Detmold Digitale Sammlungen
LLB Detmold Regionaldokumentation

Fechenbach

„Wenn du einmal hören solltest, ich sei auf der Flucht erschossen worden, dann kannst du sicher sein, es war Mord.“ so die Worte von Felix Fechenbach an den SPD Unterbezirkssekretär Emil Feldmann. Am 11. März 1933 knapp zwei Monate nach der Landtagswahl in Lippe, bei denen die Nationalsozialisten 39,5 % erzielten, wurde der von den Nationalsozialisten verhasste Fechenbach verhaftet. Geboren am 29. Januar 1894 in Mergentheim – ermordet am 7. August 1933 im Kleinenberger Wald wurde Felix Fechenbach nur 39 Jahre alt. Von 1929 bis 1933 war Fechenbach in Detmold als Redakteur der 1920 gegründeten Zeitung „Volksblatt“ tätig und entwickelte die Zeitung zu einem sozialdemokratischen Kampfblatt. Seine Tätigkeit als Redakteur sowie als Redner machte ihn unter den lippischen SPD-Mitgliedern bekannt und beliebt und zum lippischen Landtagspräsidenten Wilhelm Mellies unterhielt er freundschaftliche Beziehungen. Zu Veranstaltungen wurde er häufig von August Berlin begleitet.

Im September 1929 hatte sich Fechenbach für die zum 1. Oktober zu besetzende Redakteurstelle beworben, seine Tätigkeit konnte er am 8. Oktober aufnehmen. Er wohnte vorerst in der Palaisstraße 28 bis er mit seiner aus Berlin nachziehenden Familie am 1.1.1930 in die Feldstraße 53 umzog. Im Gedenkbuch Detmold sind diese Wohnsitzinformationen anhand der Meldekarte nachzulesen. Eine schöne Wohnung an der Oesterhausstraße Nr. 6 bezog Familie Fechenbach am 1.9.1931.

Auf Anregung der Bewohner wurde im November 2021 an diesem Haus eine Gedenktafel angebracht. Dennis Maelzer, Geschäftsführer der im Juli 1996 gegründeten Felix-Fechenbach-Stiftung, und die Fechenbach Enkel Balz und Kathie Wiederkehr nahmen an der kleinen Feier zur Enthüllung der Gedenktafel teil.

Gedenken und Erinnerung – Ein sicherlich unvollständiger Rückblick

Bereits 1936 erscheint im Eichenverlag Arborn (ohne Autorenangabe) Das Felix Fechenbach Buch mit Texten, die Walther Victor auf Bitte von Irma Fechenbach zusammenstellt.

Am 3.4.1946 erscheint die Freie Presse als „Ein neues Volksblatt“. In der 1. Ausgabe schreibt der SPD Politiker Wilhelm Mellies zum Thema Pressefreiheit „Sein Tod ist uns Verpflichtung. Heute wissen wir alle, was Demokratie und Pressefreiheit bedeuten.“

Zum 13. Todestag am 7.8.1946 schreibt die Freie Presse: „Die lippische Arbeiterschaft wird Felix Fechenbach nicht vergessen“

Hermann Schueler war in den 1950er bis 1960er Jahre Redakteur der Zeitung „Freie Presse“ und hörte den Namen Felix Fechenbach erstmals zu Beginn der 1950er Jahre. Eine Internetsuche im Freie Presse Archiv liefert neun Artikel zum Suchwort „Fechenbach“. Die LZ hat keine vergleichbare öffentliche Suchmaschine für ihr Archiv.

Am Sonnabend, dem 8.8.1953 veröffentlicht die Freie Presse eine ganze Seite zum 20. Todestag von Felix Fechenbach.

Aus dem Zeitungsarchiv der LLB Detmold

Ansonsten ist in den 1950er Jahren eine gewisse Stille zum Thema in der Öffentlichkeit und den lokalen Medien zu verzeichnen.

Auf Initiative von Hermann Schueler beschloss der Rat der Stadt Oerlinghausen 1965 einstimmig, eine kleine Siedlungsstraße in der Südstadt Felix-Fechenbach-Straße zu nennen.

Der erste Gedenkstein für Felix Fechenbach wurde am 25.8.1973 am Tatort errichtet. Die Anregung dazu kam von Robert Kempner, einem Freund der Familie Fechenbach, der als kritischer Jurist selbst von den Nationalsozialisten verfolgt wurde, nach Amerika übersiedelte und 1945/1946 als stellvertretender Hauptankläger der Vereinigten Staaten bei den Nürnberger Prozessen tätig war. Der lippische SPD Bundestagsabgeordnete August Berlin setzte sich für diese Idee ein und zeitnah zum Jahrestag der Ermordung wurde die Gedenktafel vom damaligen Ministerpräsidenten Heinz Kühn im Beisein von Irma Fechenbach und Robert Kempner enthüllt.

LLB Detmold BA LP-6-20

Nach dem hinterhältigen Mord im Kleinenberger Wald bei Scherfede vergehen fast 50 Jahre bis 1981 die Fechenbach-Biographie von Hermann Schüler mit dem Titel „Auf der Flucht erschossen“ erscheint und man sich in Detmold intensiver mit diesem Aspekt der Regionalgeschichte auseinandersetzt und die in den diversen Archiven lagernden Dokumente auswertet. In der Folgezeit erscheint der Name Felix-Fechenbach in verschiedenen Zusammenhängen.

1982 erscheint das Buch „Das Schicksal hat bestimmt, daß ich hierbleibe“ von Peter Steinbach in dem u.a. die Artikel von „Nazi-Jüsken“ zusammengestellt sind.

Die August-Weweler-Straße, benannt nach dem Komponisten August Weweler, der sich selbst “alter Kämpfer der nationalsozialistischen Bewegung” nannte, wird auf Initiative der Jusos und nach Zustimmung des des Rates der Stadt Detmold am 23.10.1986 in Felix-Fechenbach-Straße umbenannt. Damit enden längere Diskussionen und die Kreisverwaltung Lippe hat eine geeignetere Anschrift.

In Lage wird 1984 eine alternative Buchhandlung, die Felix-Fechenbach-Kooperative, gegründet, die 1999 im sich dynamisch entwickelnden Internet die web-Adresse www.fechenbach.de registriert.

Die Gewerbliche Schule des Kreises Lippe in Detmold, eine der vier Berufsschulen des Kreises Lippe, erhält nach intensiven Beratungen in den Schulgremien den Namen Felix-Fechenbach-Schule. Initiativen zur Namensgebung gehen u.a. von Schulleiter Heinrich Lindau und Religionslehrer Friedrich Blanke aus. In einer Arbeitsgruppe aus interessierten Lehrern wird die erste Fechenbach-Ausstellung konzipiert und angefertigt. Zur Feier der Namensgebung am 8.5.1988 waren Curt Fechenbach-Fey, Hanni Sherman und Lotti Fechenbach, die Kinder von Felix Fechenbach anwesend.

Von Erika Stumpf wurde eine ansprechende Gedenktafel gestaltet und von der Bildgießerei Barth hergestellt. Die Bronzetafel ist an zentraler Stelle auf dem Schulgelände angebracht.

Aufgrund von Änderungen im Schulverwaltungsgesetz (Berufskolleggesetz) heißt die Felix-Fechenbach-Schule seit dem 1.8.1998 Felix-Fechenbach-Berufskolleg.

Einstimmig beschloss der Gemeinderat von Leopoldshöhe im Jahr 1989 die Gesamtschule in Felix-Fechenbach-Gesamtschule umzubenennen. Die seinerzeit in der Planung befindliche Westumgehung der Gemeinde heißt jetzt Felix-Fechenbach-Straße.

Foto: FFG Leopoldshöhe

Zu Beginn eines jeden Schuljahres wird die Fechenbach-Ausstellung im Forum der Berufsschule für mehrere Wochen aufgestellt, von allen neuen Schülerinnen und Schülern besucht und somit zu einer verbindlichen Auseinandersetzung mit dem Thema Nationalsozialismus.

Eine Tafel der ersten Fechenbach Ausstellung
Foto: Heike Harms-Lehmann

Ein wissenschaftliches Symposium, das der Landesverband Lippe vom 28.-29.1.1994 zum 100. Geburtstag von Fechenbach veranstaltete, ist ein weiterer Baustein der Erinnerungsarbeit in Detmold. Dr. Hermann Schueler hielt den Festvortrag, der Junge Chor Detmold gestaltete den musikalischen Rahmen u.a. mit der Uraufführung „In Memoriam Felix Fechenbach“. Von den Vorträgen am zweiten Tag sind insbesondere die Vorträge von Jürgen Hartmann „Felix Fechenbach und der Antisemitismus in Lippe“ und Wolfgang Müller „ Nie ganz vergessen“ zu erwähnen.

Wolfgang Müller führte in der Lippischen Landesbibliothek durch eine neu erstellte Ausstellung zum Leben und Wirken von Felix Fechenbach.

Die Zeitschrift Heimatland Lippe veröffentlicht im Heft 1/1994 einen mehrseitigen Beitrag zu Felix Fechenbach von Sabine Klocke-Daffa.

Am 15.07.1996 wurde die Felix-Fechenbach-Stiftung gegründet.
https://www.im.nrw/felix-fechenbach-stiftung
Die webadressen der Stiftung
http://www.felix-fechenbach.org/
http://www.felix-fechenbach-stiftung.de/
sind derzeit nicht erreichbar.


Nachtrag 2022-11-06
Nachdem die Stiftung mehrfach auf den Fehler der Nichterreichbarkeit der Internetseite hingewiesen wurde, ist die Seite felix-fechenbach-stiftung.de inzwischen wieder zu erreichen.
Die Adresse felix-fechenbach.org ist weiterhin nicht erreichbar.
Die Stiftungsseite des Innenministeriums wurde korrigiert.

www.im.nrw/felix-fechenbach-stiftung
2022-07
www.im.nrw/felix-fechenbach-stiftung
2022-11

Unter Stadtarchivar Andreas Ruppert erarbeitete das Stadtarchiv eine weitere Fechenbach-Ausstellung, die u.a in der Stadtbücherei Detmold (2003) und im Kreishaus Lippe (2004) gezeigt wurde.

Fechenbach Ausstellung – Stadtbücherei Detmold – Quelle: LZ 2003-08-07 – Foto: Dahl

Am 20. Juli 2003 wird der Name Felix-Fechenbach durch einen anonymen Benutzer unter der IP-Adresse 217.225.21.240 in der Online-Enzyklopädie wikipedia verankert. Die Seite wird ca. 10mal pro Tag aufgerufen.
Hier https://de.wikipedia.org/ kannst du die Versionen einsehen.

Eine Gedenkwoche richtete die Stadt Detmold im August 2003 zum 70. Jahrestag der Ermordung von Felix Fechenbach aus. Bürgermeister Friedrich Brakemeier konnte die in Amerika und der Schweiz lebenden Kinder, Enkel und Urenkel Fechenbachs in Detmold begrüßen. In der Woche fand nach dem Empfang im Rathaus eine Feierstunde am Gedenkstein im Kleinenberger Wald statt. In Leopoldshöhe wurde die Felix-Fechenbach-Straße eingeweiht und die Felix-Fechenbach-Gesamtschule besucht. Ingrid Schäfer konnte die soeben fertiggestellte Biographie über Irma Fechenbach vorstellen. Die Gäste erfuhren auf einem Stadtrundgang einiges zu den Orten an denen Felix und Irma gewohnt und gearbeitet hatten. Im Rahmen der Gedenkwoche wurde der Felix-Fechenbach-Preis an Dr. Hermann Schueler verliehen.

Seit November 2003 gibt es in der südlichen Egge einen Wanderweg vom Kleinenberger Wald zum Friedhof in Rimbeck mit dem Namen Felix-Fechenbach-Weg.

Am 12.12.2011 wurde der Felix-Fechenbach-Preis an FFB verliehen.
In den Jahren 2011 – 2013 erarbeitete eine Schülergruppe auf Initiative von Schulleiter Horst Klüter ein Grundkonzept für eine neue Fechenbach-Ausstellung. Unterstützt wurde die Gruppe durch die Historikerin Sonja Girod, von Lehrerinnen und Lehrern (Sonja Schreiber, Annette Radon, Dirk Meier) und fachliche Beratung durch Andreas Ruppert, den Leiter des Stadtarchiv Detmold.

Foto: BOJ FFB

Im Rahmen einer Gedenkveranstaltung wurde die Ausstellung in Anwesenheit von Lotti Fechenbach und Tobias Wiederkehr am 24. Juni 2013 feierlich durch NRW Innenminister Ralf Jäger im Felix-Fechenbach-Berufskolleg eröffnet.

Der SPD Landtagsabgeordnete Dr. Dennis Maelzer vermittelte einen weiteren Ort für die Ausstellung, die ab November 2014 für mehrere Wochen im NRW Landtag zu sehen war. Zur Ausstellungseröffnung in Düsseldorf konnte Landtagspräsidentin Carina Gödecke Abgeordnete, 80 FFB-Schüler, den Schulleiter, Lehrer des FFB und Detmolds stellvertretende Bürgermeisterin Christ-Dore Richter begrüßen.

Die sehenswerte Ausstellung des FFB war vom 11. Februar bis 31. März 2016 im Landesarchiv NRW zu sehen und zwei Jahre darauf im Januar 2018 ein Baustein der Holocaust-Gedenkenwoche in Detmold.

Felix Fechenbach ist das zentrale Thema in Heft Nr. 15 der online Zeitschrift Rosenland im September 2013.

Jedes Jahr im August besucht eine Delegation der SPD die Felix-Fechenbach-Gedenkstätte im Kleinenberger Wald bei Scherfede.

Foto: Heike Harms-Lehmann

Quellenhinweise:
Lippische Landesbibliothek Detmold, Landesarchiv NRW, Stadtarchiv Detmold, Lippische Landes-Zeitung, Lippische Rundschau, Freie Presse, Internetrecherche, div. private Sammlungen


Nachträge:
2023-05 Gedenkwoche am FFB zum Tod von Felix Fechenbach.

Eisenquelle

Pivitker Wasserweg lautet der Name für eine kleine Wanderung, die dich zu einigen schönen Plätzen bringt, die dir vielleicht bisher unbekannt waren.

Du startest, wie schon so oft, am Donoper Teich, gehst jedoch von hier Richtung Kupferberg und nicht wie sonst immer Richtung Hiddeser Bent. Wenige Schritte hinter dem Staudamm des Donoper Teich verlässt du den befestigten, dir wohlbekannten Weg nach links, gelangst in das Tal des Hasselbach und kommst zu einer mit Steinen eingefassten Quelle, rotbraun ist die Färbung der Steine vom im Wasser gelösten Eisen.

In sauerstofffreiem Wasser mit niedrigem pH-Wert können große Mengen zweiwertiger Eisen-Ionen gelöst sein. Kommt solches Wasser mit Luftsauerstoff in Kontakt, oxidiert zweiwertiges Eisen zu braunem, dreiwertigen Eisenhydroxid.

Du wanderst jetzt im Tal des Hasselbach, über eine kleine hölzerne Brücke gelangst du auf die linke Bachseite. Ein Staudamm ist so baufällig, dass er nicht mehr passiert werden kann. Bald erreichst du den Hasselbachstausee mit einem Picknickplatz.

Einige Schritte nach links geht es aufwärts, vorbei am Friedhof in Richtung Stoddartstrasse, der du einige Meter folgst um dann auf einer Forststrasse bergan zu gehen. Kleine Wegmarkierungen leiten dich, mal nach links – mal nach rechts, dann stehst du an einer weiteren Staumauer. Blauer See ist der Name des Wassers, das hier gestaut wird. Du verweilst hier, geniesst die Stille um dann dem Weg weiter zu folgen Richtung Forstfrieden am Donoper Teich.

Mit Blick auf die Uhr stellst du fest, dass du ein gutes Stündchen unterwegs warst, drei Stauseen gesehen und das wunderschöne Hasselbachtal kennengelernt hast.
Im Restaurant Forstfrieden kannst du eine kurze Rast einlegen, die schönen Bilder auf deiner Kamera betrachten, einen Cappucino trinken und ein Stück Kuchen essen.
So gestärkt machst du dich auf den Weg zum nahegelegenen Parkplatz um von hier aus zu einem vierten Gewässer zu kommen. Überquere noch einmal die Staumauer am Donoper Teich, wende dich rechts und wandere entlang des Hasselbach bis zum Krebsteich.

Für deinen Rückweg gehst du vielleicht über den Panoramaweg.

Hier noch einige Infos zu den Namen der vier Gewässer.

  • Der Donoper Teich, benannt nach Kammerherr von Donop wurde im dreißigjährigen Krieg für die Fischzucht angelegt.
  • Der Hasselbach wurde 1674 zum Betrieb einer Papiermühle gestaut.
  • Blauer See und Blauer Bach haben kristallklares Wasser, die Farbe zeigt sich durch Spiegelung bei blauem Himmel.
  • Der Krebsteich wurde wegen des nährstoffarmen Wassers für die Krebszucht genutzt.

Kartenausschnitte erstellt mit TIM-online.

Alexanderplatz

Du kennst dich aus in Detmold – aber wo liegt der Alexanderplatz?
In einem alten Adressbuch von 1936 findest du einen Hinweis auf diesen Platz.

Du kannst online in diesem Adressbuch blättern und findest interessante Informationen. Ebenso kannst du im Buch „Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde“ 26. Band 1957 online lesen.

Den Alexanderplatz gab es von 1903 bis 1970.

Stadtplan Detmold 1947

In Rosenland Heft 16/2014 findest du auf der Seite 6 den Hinweis: Tischlerfachschule am Alexanderplatz. Da irrt der Autor jedoch denn diese Tischlerfachschule, die jetzt als Fachschule für Holztechnik ein Bildungsgang am Felix-Fechenbach-Berufskolleg ist, war seit 1928 am Schubertplatz angesiedelt.

In Heimatland Lippe 4/1962 beschreibt Gustav Mesch einen Wandervorschlag mit dem Ziel Donoper Teich ausgehend vom Bahnhof Detmold über die Hermannstraße zum Alexanderplatz und von dort weiter an der Heilig Kreuz Kirche vorbei Richtung Hiddesen.


Am Ende der Hermannstraße links erkennst du im Stadtplan die Ziffer 7. Dort befand sich das Hotel Deutsches Haus, das mit der Adresse Alexanderplatz 1 im Einwohnerbuch 1936 verzeichnet war.

LLB Detmold ME-PK-15-37

Erstmalig ist das Hotel Deutsches Haus im Adressbuch 1930 aufgeführt, davor gab kein Gebäude am Alexanderplatz 1.

Ein Hotel mit dem Namen Deutsches Haus ist im Adressbuch 1901 mit der Adresse Lange Straße 15-17 angegeben. Ab 1923 firmiert unter dieser Adresse die Neufinkenkruger Handeslgesellschaft m.b.H.

Annonce im Einwohnerbuch 1909

Nach 1945 residierte am Alexanderplatz 1 der britische Geheimdienst, wie in Heimatland Lippe 11/1998 nachzulesen ist.

Lass uns ein wenig blättern im Einwohnerbuch von 1936 und du findest einige Straßennamen, die nur wenige Jahre genutzt wurden wie z.B. Potsdamer Brücke.

Im Zuge der Kommunalen Neugliederung wurde die Umbenennung einiger Straßen in Detmold in den 1970er Jahren erforderlich. So gab es in fast jedem Ortsteil eine Bergstraße, eine Feldstraße, einen Kirchweg, … Jeden Straßennamen durfte es jedoch nur einmal geben.
In den nachfolgenden Jahren wurden einige Namensgebungen kritisch hinterfragt, mit der Folge weiterer Umbenennungen:
Die August-Weweler-Straße, benannt nach dem Komponisten August Weweler, der sich „alter Kämpfer der nationalsozialistischen Bewegung“ nannte, wurde 1985 auf Initiative der Jusos in Felix-Fechenbach-Straße umbenannt.
Anm.: In Lemgo gibt es im sog. Musikerviertel eine Wewelerstraße.
https://www.google.com/search?q=august+weweler

Der Agnes-Miegel-Weg, benannt nach der ostpreußischen „Heimatdichterin mit Nähe zum NS-Regime“, wurde in Sonnenhügel umbenannt.
Anm.: Andere Kommunen (Oerlinghausen, Bielefeld, Rinteln, …) sehen diese Namensgebung anscheinend weniger problematisch und Anträge auf Umbenennung stoßen (z.B. in Oerlinghausen) auf Widerstand einiger Anlieger.
https://de.wikipedia.org/wiki/Agnes_Miegel
https://www.google.com/search?q=agnes+miegel

Stöbere weiter im Einwohnerverzeichnis und du findest sicherlich weitere interessante Einträge.

Quellen:
Einwohnerbuch Detmold 1901, … , 1936, LLB Detmold, LH 108

Regiodok der LLB Detmold
Rosenland 16/2014
Heimatland Lippe 4/1962
Heimatland Lippe 11/1998


Heuer Ampel

In den 1950er Jahren wurden mit zunehmendem Verkehr auf den Strassen in Detmold mehrere Heuer-Ampeln zur Regelung des Kreuzungsverkehrs in Detmold installiert. Bis zum Beginn der 1970er Jahre waren diese Ampeln z.T. noch in Betrieb bevor sie durch moderne Ampelanlagen mit Lichtsignalen ersetzt wurden. Die Bezeichnung Heuer-Ampel geht auf den Erfinder Josef Heuer zurück, der sie in den Jahren 1928/1929 entwickelte.

Foto: Guido Straube

Auf einem Foto aus den 1970er Jahren ist die Heuer-Ampel über der Kreuzung Lange Strasse Rosental zu sehen. Links siehst du das Grothe-Haus und gegenüber das Gebäude der ehemaligen Fürstlichen Akademie mit der Verwaltung der Lippischen Landesbrand.
1972 war das offizielle Ende für Heuer-Ampeln in der Bundesrepublik. Die Detmolder Heuer-Ampel war die letzte funktionsfähige Heuer-Ampel in der Bundesrepublik.

Foto: Rainer R. Stephan

Nach der Deinstallation der Heuer-Ampel wurde sie vor dem Gebäude der Polizeidienststelle im Johanettental aufgestellt.

In einem Projekt hat die Abteilung Verkehrsplanung-Verkehrstechnik der Technischen Hochschule OWL die Ampel komplett restauriert und im Jahr 2009 auf dem Campus Emilienstrasse installiert.
Eine reich bebilderte Dokumentation findest du bei der TH OWL.

Heuer-Ampel am Campus Emilienstrasse Foto: ln-1.de

Die Recherchen zum Foto der Kreuzung Lange Strasse Rosental führten zu einer Begegnung mit Guido Straube und interessanten weiteren Informationen zu den Heuer-Ampeln in Detmold. Seine Fotosammlung ist an das Stadtarchiv Detmold übergeben worden. Auf den dort archivierten Fotos sind weitere Ampel-Standorte zu sehen. Bemerkenswert ist die Doppel-Heuer-Ampel im Kreuzungsbereich Lange Strasse – Paulinenstrasse – Neustadt. Aufgrund der besonderen Kreuzungssituation war jeweils eine Seite der Ampel durch eine Kreisscheibe abgedeckt.

Quelle: Stadtarchiv Detmold

Bereits im Jahr 1938 schreibt die Firma Heuer-Hammer an die Stadt Detmold und bewirbt die von ihr produzierten Ampeln, verbunden mit einem Hinweis auf bereits installierte Ampeln in Lage, Bad Salzuflen, Herford, Bielefeld, …
Anhand der Dokumente zum Umbau der Kreuzungssituation am Hornschen Tor ist zu vermuten, dass die beiden Heuer-Ampeln dort Anfang der 1950er Jahre installiert wurden.

Quelle: Stadtarchiv Detmold

Nachdem sich im Kreuzungsbereich Paulinenstrasse-Bismarckstrasse ein schwerer Verkehrsunfall ereiget hatte, gab es eine Leserzuschrift an die Lippische Landes-Zeitung vom 4. Dezember 1953. Zitate daraus:
– Das Überschreiten der Strasse ist lebensgefährlich.
– Die Ampel hoch über der Kreuzung gefährdet den Verkehr.
– Die Fahrer richten den Blick nach oben, umso mehr je näher sie an die Kreuzung kommen.
– Fort mit diesen rückständigen Ampeln.

In Lage war seit den 1930er Jahren eine Heuer-Ampel installiert und zwar an der Kreuzung Lange Strasse – Friedrichstrasse. Dazu gibt es eine alte Ansichtskarte aus den 1950er Jahren. Die Ampel war bis in die 1960er Jahre in Betrieb.

Heuer-Ampeln in Bad Salzuflen und in Lage, da darf doch Lemgo nicht fehlen. Bereits 1934 wurde überlegt, an der Kreuzung Mittelstrasse-Kramerstrasse-Heutorstrasse eine Ampel zu installieren. Es gab eine Anfrage vom Stadtbauamt an die Firma Heuer-Hammer mit der Bitte um Referenzen sowie dem Wunsch, solche Ampelanlagen in anderen Städten anzusehen und sich dort nach Erfahrungen zu erkundigen. Dem Antwortschreiben ist der Preis zu entnehmen, 1800 RM für die Ampel un 265 RM für Kabel, Aufhängung, …
In Warendorf waren zwei Heuer-Ampeln in Betrieb, die bei der Bevölkerung nicht auf Akzeptanz stiessen und die örtliche Presse diese ablehnende Auffassung stützte. Daraufhin bot die Stadt Warendorf an, eine der Ampeln zu einem günstigen Preis an die Stadt Lemgo zu abzugeben.

Quelle: Stadtarchiv Lemgo
Anstelle einer Heuer-Ampel hängt über der Kreuzung Mittelstrasse-Kramerstrasse-Heutorstrasse
ein Lichtsignal und zeigt eine Gewindigkeitsbegrenzung an.

1954 wurde in Lemgo nochmals überlegt, eine Heuer-Ampel zu installieren, diesmal an der Kreuzung Breite Strasse-Schuhstrasse. Nach der Währungsreform kostet die Ampel 3280 DM und die Zusatzkosten belaufen sich auf 525 DM. Die Firma Heuer zeigt sich sehr interessiert und bietet der Stadt Lemgo ein verlängertes Zahlungsziel an.
Soweit bekannt, wurde in Lemgo jedoch nie eine Heuer-Ampel installiert.

In Bad Salzuflen wurde im Jahr 1936 an der Kreuzung Steege – Lange Str. – Herforder Str. in Betrieb genommen.

Foto: Rudolph Wilcke – Stadtarchiv Bad Salzuflen Sign. FA 1

Die Ampel war bis 1960 in Betrieb. Der Versuch die Ampel über den Städtebund NRW einer anderen Gemeinde zu verkaufen hatte keinen Erfolg. Daher wurde die Ampel auf dem Bauhof eingelagert.

Im Kommunalarchiv Herford finde ich ein interessantes Bild der Heuer-Ampel am Lübbertor aus dem Jahr 1948. Diese Ampel steht auf einem kleinen Sockel in der Mitte der Kreuzung.

Foto: Georg Heese Quelle: Kommunalarchiv Herford
Unterhalb der Wegweiser erkennst du die Fussgängersignale: Gehen Stehen.
Am Sockel sind kleine Hinweisschilder zu sehen: Kein Kreisverkehr .

2022-11 Nachtrag
Im Stadtarchiv Lage finden sich weitere interessante Informationen zum Thema.

  • Die Ampel in Lage stammt aus dem Jahr 1936.
  • Die Firma Heuer-Hammer wirbt in den Jahren 1959/1951 für ein Blinklicht unterhalb der Ampel.
  • 1949 beantragt ein Kaufmann aus Hamburg die Entfernung der Ampel. Der Kreis Detmold lehnt diesen Antrag ab.
  • Die Firma Heuer-Hammer entwickelt ein Verkehrsschild mit dem auf Kreuzungen mit Heuer-Ampel hingewiesen wird.
Hinweisschild auf eine Kreuzung mit Heuer-Ampel in Köln – Stadtarchiv Lage AII 1583

Quellen:
Stadtarchiv Detmold, Stadtarchiv Lemgo, Stadtarchiv Lage, Stadtarchiv Bad Salzuflen, Kommunalarchiv Herford

Flohkiste

Es war vermutlich das erste Lichtspielhaus in Detmold. Das Gebäude wurde 1911 für den Kaufmann und Hoflieferanten Paul Metzentin erbaut. Bekannt ist das Kino unter dem inoffiziellen Namen Flohkiste.

Foto: Lippische Landesbibliothek Detmold, MELLIES_PK-12-121A

Mehr als ein Jahrhundert war es, günstig gelegen in der Innenstadt, ein architektonisches Highlight, ein für die Detmolder Bürger zum Stadtbild gehörendes Gebäude. Was wird hier demnächst geschehen? Seit jetzt fast zwei Jahren konnten pandemiebedingt keine Filmvorführungen stattfinden und jetzt ist zu hören, dass der Pachtvertrag ausläuft und der Eigentümer alternative Pläne habe.

Foto der Filmwelt 2021-12-18

Am 21.11.1994 wurde das Kino unter der Nummer A464 in die Denkmalliste der Stadt Detmold aufgenommen. Eine kurze Beschreibung zur Denkmalwürdigkeit findest du über das Geoportal der Stadt Detmold. Über das Geoportal kannst du weitere Baudenkmale erforschen.

Beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) findest du auf der Seite Westfälische Geschichte Bilder vom Eingangsbereich, dem Treppenaufgang, dem Kassenhäuschen, … der Flohkiste.

Weitere Links mit Bildern und Kommentaren:
filmtheater.square7.ch/wiki/index.php?title=Detmold_Filmwelt
de.worldorgs.com/katalog/detmold/kino/filmwelt

interessantes und belangloses aus detmold und umgebung