Emil Peters

Detmold erinnert an Dr. Emil Peters und tauscht alte Straßenschilder gegen neu gefertigte aus. Leider wird versäumt unter den Schildern kleine Infotafeln anzubringen. Benannt wurde diese Straße am 22.03.1956, die Bebauung begann schon einige Jahre davor um Wohnraum für die Beamten der Bezirksregierung, die aufgrund der Verhandlungen durch Heinrich Drake von Minden nach Detmold verlegt wurde, zu schaffen.

Geboren wurde Emil Peters am 22. Juni 1882 in Lippstadt wo sein Vater als Regierungsbaumeister tätig war. Er besuchte das Gymnasium in Breslau und in Magdeburg, studierte Jura in Halle, München und Göttingen und war als Referendar am Oberlandesgericht Celle. Er promovierte 1906, war am Amtsgericht in Neustadt am Rübenberge und danach bei der Stadtverwaltung Hildesheim tätig.

Dr. Peters arbeitete ab 1911 in Finsterwalde und ab 1913 in Forst als Stadtrat. In dieser Zeit heiratete er Dorothea Schaefer, die Tochter eines Fabrikanten. Seine nächste berufliche Station war Stellvertreters des Bürgermeisters in Graudenz (Westpreußen) von 1916 bis 1919.

Als am 1. Juli 1919 die Stelle des Oberbürgermeisters in Detmold neu zu besetzen war, sah Dr. Peters dort die geeigneten beruflichen Perspektiven. Er wurde auch wegen seiner „bürgerlich liberalen“ Einstellung am 9. April einstimmig in das Amt gewählt und begann seine Arbeit in Detmold am 10. Mai 1920. Die Wohnadressen in Detmold waren Allee 13 und ab 1927 Bülowstraße 11.

Bereits seit 1932 hatten die Nationalsozialisten die meisten Stimmen in der Stadtverordnetenversammlung. Dr. Peters lehnte es ab gewerkschaftlich organisierte oder kommunistisch orientierte Arbeiter der städtischen Betriebe zu entlassen. Er weigerte sich am Tag nach der Reichstagswahl 1933 vor dem Rathaus die Hakenkreuzfahne zu hissen. Der Zorn der Nationalsozialisten führte zu einem tätlichen Angriff durch SA-Mitglieder auf den Oberbürgermeister. Er wurde in „Schutzhaft“ genommen und erst wieder freigelassen als er erklärte sein Amt ruhen zu lassen.

Am 30. Juni 1933 verfügte Gauleiter Dr. Alfred Meyer die Versetzung von Dr. Emil Peters in den Ruhestand. Dr. Peters hatte gegen die Täter des Überfalls auf ihn Anzeige erstatte. Unter der Bedingung, dass ihm eine gleichrangige Stellung im öffentlichen Dienst zugesichert wurde, nahm er die Anzeige zurück. Am 5. Februar 1934 sollte er eine wesentlich schlechter dotierte Aufgabe am Finanzamt aufnehmen. Diese Degradierung traf ihn schwer. Eine Woche später am 12. Februar 1934 nahm sich Dr. Emil Peters das Leben.

Die Lippische Staatszeitung schreibt am 13. Februar 1934:

Die Urne wurde im Familiengrab der Schwiegereltern in Finsterwalde beigesetzt. Das Grab wurde vor vielen Jahren aufgelöst.

Obige Zusammenfassung der Lebensgeschichte von Dr. Emil Peters basiert auf einer Ausstellung im Rathaus Detmold und dem LZ Bericht zur Ausstellungseröffnung.


NSDAP Mitglied Hans Keller (geb. 1. Februar 1903 in Berlin, gest. 6. September 1956 in Detmold), Dipl. Kaufmann aus Berlin, war von 31. März 1933 bis 4. April 1945 Oberbürgermeister in Detmold. Im Entnazifizierungsverfahren wurde Hans Keller am 9. Dezember 1948 als Mitläufer eingestuft.

In den (noch nicht vollständig) online verfügbaren Entnazifizierungsakten liefert die Suche „Hans Keller“ mehrere Treffer jedoch bisher keinen mit Geburtsjahr 1903.
Falls du recherchieren möchtest:
Auf der Seite der Archive https://www.archive.nrw.de/archivsuche den Begriff „Entnazifizierung“ eingeben.

1953 wurde Hans Keller von der DP (Deutsche Partei) und CDU als Kandidat für den Kreis Lemgo für die Bundestagswahl 1953 aufgestellt.

Im Wohnhaus von Hans Keller waren einige Räume vermietet. Laut Adressbuch wohnten dort: Heinrich Barkhausen (Direktor des Lyzeum Detmold), Jürgen Stroop und Frau Käte Stroop geb. Barkhausen.

Robert Kronfeld

Vor mehr als 100 Jahren unternahm der Luftfahrtpionier Otto Lilienthal aus Anklam erste Flüge mit selbstgebauten Flugapparaten, vor fast 100 Jahren gelang Robert Kronfeld aus Wien der weltweit erste Flug mit einem Segelflugzeug über eine Strecke von mehr als 100 km. Im Norden von Detmold findest du im ehemaligen Militärbereich die Robert-Kronfeld-Straße.

Ausziehen! – Laufen! – Los! Drei Kommandos an die Startmannschaft brachten das Segelflugzeug mit Robert Kronfeld per Gummiseilstart am 15. Mai 1929 am Bergeshöveder Berg im Teutoburger Wald in der Nähe von Riesenbeck in die aufsteigende, sonnengewärmte Luft. Geplant war ein Flug entlang des Teuto bis nach Horn, vielleicht bis an die Externsteine, eine Strecke von mehr als 100 km eine bisher nicht erreichte Distanz im motorlosen Segelflug. Von der Sonntagszeitung Grüne Post war ein Preis von 5000 Reichsmark für den ersten Rekordflug ausgeschriebenen.

Vom Hermannsweg sind es nur wenige Schritte zum Startplatz. Dort wurde 1990 vom Heimatverein Riesenbeck ein Gedenkstein aufgestellt und direkt daneben eine Bank. 2018 wurde der Gedenkstein von Mitgliedern der Luftfahrtvereinigung Greven vom Bewuchs mit Flechten und Moosen befreit.

Gedenktafel am Bergeshöveder Berg
Foto: RMK

Der Flug von Kronfeld endete entgegen der Planung nicht in der Nähe der Externsteine sondern einige Kilometer vor diesem Ziel auf dem Königsberg bei Detmold. Als Gesamtstrecke wurden 102 km festgestellt. Am Landeort befindet sich (GPS 51° 55‘ N, 8° 53‘ O) seit dem 15. Mai 1997 ein Gedenkstein auf dem Gelände des LWL-Museums.

Gedenkstein auf dem Königsberg

Auf der Internetseite der Luftfahrtvereinigung Greven findest du den Bericht von Robert Kronfeld „Mein Streckenrekordflug am Teutoburger Wald“ der 1929 in der Zeitschrift „Flugsport“ Nr. 13 veröffentlicht wurde.

Gudrun Hennigs hat 1993 einen Beitrag mit dem Titel „Ein Rekordflug brachte den Segelflug in das Lipperland“ in Heimatland Lippe veröffentlicht. Bei der LLB Detmold ist das Heft online verfügbar. Mit einem Klick auf das Vorschaubild wird die jeweilige Seite aus dem LLB-Archiv aufgerufen.

Am 17. Mai 1931 besuchte Robert Kronfeld die Einweihungsfeier des Flugplatzes Oerlinghausen. In seinem Eintrag im Gästebuch der Stadt erwähnt er das hervorragende Segelfluggelände.

Anlässlich der Deutschen Segelflugmeisterschaften im Juli 1953 in Oerlinghausen findet sich auf derselben Gästebuchseite unten ein Eintrag mit gravierenden Fehlern.

Jetzt möchte die Rechtschreibprüfung den Namen Kronfeld gerne zu Kornfeld korrigieren. Diesem Wunsch sind verschiedene Autoren gefolgt und so liefert die Internetsuche nach Robert-Kornfeld-Straße einige Treffer.

Bemerkenswert ist auch die folgende Information.

In open street map ist dieser Fehler mittlerweile behoben.

Links:
https://www.haller-kreisblatt.de/Ueber-dem-Teuto-wurde-Geschichte-geschrieben.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Wien_(Segelflugzeug)
https://www.j2mcl-planeurs.net/dbj2mcl/planeurs-hommes/hommes-fiche_0int.php?code=123
https://sportflugzentrum.de/2018/09/23/denkmalpflege/

Quellen:
Lippischer Heimatbund: Heimatland Lippe
Stadtarchiv Oerlinghausen
wikipedia

Melli Beese

Wer ist Melli Beese fragst du dich, wenn du im Detmolder Norden durch die Wohngebiete auf der ehemaligen Jerxerheide radelst und dort auf den Melli-Beese-Weg triffst.
Als erste Frau in Deutschland erwarb Melli Beese am 13. September 1911 die Lizenz zum Führen eines Motorflugzeugs.
Hier fehlt offensichtlich eine kleine Informationstafel unter dem Straßenschild.

In Jerxen-Orbke gab es in den 1900er Jahren auf der Jerxerheide eine Pferderennbahn. Am 15. Oktober 1911 fand dort der Detmolder Flugtag statt. Veranstalter waren der „Detmolder Rennverein“ und die „Berliner Gesellschaft für Luftschiffahrt und Flugwesen E.V.“

Programmheft: Stadtarchiv Detmold – DT Heimatmuseum Nr. 66

Für den Nachmittag sind Schauflüge geplant, angekündigt sind ein Wright-Zweidecker und eine Rumpler Taube mit den Piloten: Hans Vollmöller, Gustav Witte und Fräulein Melli Beese.

Programmheft: Stadtarchiv Detmold – DT Heimatmuseum Nr. 66

Da sich das Wetter am Flugtag gegen Nachmittag verschlechterte konnte Melli Beese ihr Flugzeug nicht im Flug zeigen.

Das Deutsche Museum München hat mehrere interessante Artikel zu Melli Beese im Netz. Du kannst unter https://blog.deutsches-museum.de nach Melli Beese suchen oder klick auf das Bild.

Hier ist Teil 2 der Story
Als Jugendliche beschloss Melli Beese Bildhauerin zu werden und besuchte die Akademie der Künste in Stockholm. Mehr dazu kannst du hier in einem weiteren Beitrag des Deutschen Museums lesen.
https://blog.deutsches-museum.de/2023/04/17/flugpionierin-melli-beese

Rumpler-Taube – Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_146-1972-003-64,_Flugzeug_Rumpler-Taube_nach_dem_Start.jpg

Hier findest du zwei interessante Beiträge zur Rumpler Taube, dem Flugzeug von Melli Beese.
https://blog.deutsches-museum.de/2019/09/20/so-a-tassl-kathreiner-hilft-einm-ueber-alles-weg
https://blog.deutsches-museum.de/2019/11/08/aufschwung-und-absturz-der-taube

Zum weiter lesen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Melli_Beese
https://digitale-sammlungen.de in Digitale Bibliothek – Münchener DigitalisierungsZentrum MDZ
https://www.heimatverein-jerxen-orbke.de/geschichte-n-jo


Quellen:
Ein Dorf schreibt Dorfgeschichten (LLB Detmold ZXSJ 101)
Landesarchiv NRW, Stadtarchiv Detmold, Wikipedia, Wikimedia

Helene-Wessel-Straße

Die „Mütter des Grundgesetzes“ – das sind die vier Frauen, die gemeinsam mit 61 Männern im Parlamentarischen Rat 1948 das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland erarbeiteten: Friederike Nadig, Elisabeth Selbert, Helene Weber und Helene Wessel. Sie waren 1949 wesentlich daran beteiligt, dass die Gleichstellung der Geschlechter mit dem Satz „Frauen und Männer sind gleichberechtigt.“ als Artikel 3 ins Grundgesetz aufgenommen wurde.

Zu seiner Sitzung am 04.11.2015 lag dem Ausschuss für Stadtentwicklung ein Vorschlag zur Umbenennung einiger Straßennamen in den ehemaligen Britenvierteln vor. Bedeutende Frauen sollen vorgeschlagen werden denn bisher sind nur wenige Frauen als Namensgeberin für Straßen in Detmold berücksichtigt worden.
Der Gleichstellungsbeirat schlug vor, den Christaweg, den Gerdaweg sowie einen bisher unbenannten Weg nach Frieda Nadig, Elisabeth Selbert und Helene Weber zu benennen.


Ein lobenswerter Vorschlag der zeitnah vom Rat beschlossen und umgesetzt wird aber eine Frage aufwirft.
Sentaweg, Annastraße, Monikaweg, Erikastraße, Ingridstraße sind die Namen von fünf weiteren Wegen bzw. Straßen in diesem Quartier. Warum ist dem Gleichstellungsbeirat die Ehrung der vierten „Grundgesetzmutter“ nicht ebenso wichtig gewesen?

Quellen:
Ratsinformationssystem Detmold, OpenStreetMap

Nachtrag:
Vor 125 Jahren am 6. Juli 1898 wurde Helene Wessel geboren.
Hier kannst du den Zeitzeichen-Beitrag vom 6. Juli 2023 nachhören:
https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/zeitzeichen-helene-wessel-100.html

Fechenbach

„Wenn du einmal hören solltest, ich sei auf der Flucht erschossen worden, dann kannst du sicher sein, es war Mord.“ so die Worte von Felix Fechenbach an den SPD Unterbezirkssekretär Emil Feldmann. Am 11. März 1933 knapp zwei Monate nach der Landtagswahl in Lippe, bei denen die Nationalsozialisten 39,5 % erzielten, wurde der von den Nationalsozialisten verhasste Fechenbach verhaftet. Geboren am 29. Januar 1894 in Mergentheim – ermordet am 7. August 1933 im Kleinenberger Wald wurde Felix Fechenbach nur 39 Jahre alt. Von 1929 bis 1933 war Fechenbach in Detmold als Redakteur der 1920 gegründeten Zeitung „Volksblatt“ tätig und entwickelte die Zeitung zu einem sozialdemokratischen Kampfblatt. Seine Tätigkeit als Redakteur sowie als Redner machte ihn unter den lippischen SPD-Mitgliedern bekannt und beliebt und zum lippischen Landtagspräsidenten Wilhelm Mellies unterhielt er freundschaftliche Beziehungen. Zu Veranstaltungen wurde er häufig von August Berlin begleitet.

Im September 1929 hatte sich Fechenbach für die zum 1. Oktober zu besetzende Redakteurstelle beworben, seine Tätigkeit konnte er am 8. Oktober aufnehmen. Er wohnte vorerst in der Palaisstraße 28 bis er mit seiner aus Berlin nachziehenden Familie am 1.1.1930 in die Feldstraße 53 umzog. Im Gedenkbuch Detmold sind diese Wohnsitzinformationen anhand der Meldekarte nachzulesen. Eine schöne Wohnung an der Oesterhausstraße Nr. 6 bezog Familie Fechenbach am 1.9.1931.

Auf Anregung der Bewohner wurde im November 2021 an diesem Haus eine Gedenktafel angebracht. Dennis Maelzer, Geschäftsführer der im Juli 1996 gegründeten Felix-Fechenbach-Stiftung, und die Fechenbach Enkel Balz und Kathie Wiederkehr nahmen an der kleinen Feier zur Enthüllung der Gedenktafel teil.

Gedenken und Erinnerung – Ein sicherlich unvollständiger Rückblick

Bereits 1936 erscheint im Eichenverlag Arborn (ohne Autorenangabe) Das Felix Fechenbach Buch mit Texten, die Walther Victor auf Bitte von Irma Fechenbach zusammenstellt.

Am 3.4.1946 erscheint die Freie Presse als “Ein neues Volksblatt”. In der 1. Ausgabe schreibt der SPD Politiker Wilhelm Mellies zum Thema Pressefreiheit „Sein Tod ist uns Verpflichtung. Heute wissen wir alle, was Demokratie und Pressefreiheit bedeuten.“

Zum 13. Todestag am 7.8.1946 schreibt die Freie Presse: “Die lippische Arbeiterschaft wird Felix Fechenbach nicht vergessen”

Hermann Schueler war in den 1950er bis 1960er Jahre Redakteur der Zeitung „Freie Presse“ und hörte den Namen Felix Fechenbach erstmals zu Beginn der 1950er Jahre. Eine Internetsuche im Freie Presse Archiv liefert neun Artikel zum Suchwort „Fechenbach“. Die LZ hat keine vergleichbare öffentliche Suchmaschine für ihr Archiv.

Am Sonnabend, dem 8.8.1953 veröffentlicht die Freie Presse eine ganze Seite zum 20. Todestag von Felix Fechenbach.

Aus dem Zeitungsarchiv der LLB Detmold

Ansonsten ist in den 1950er Jahren eine gewisse Stille zum Thema in der Öffentlichkeit und den lokalen Medien zu verzeichnen.

Auf Initiative von Hermann Schueler beschloss der Rat der Stadt Oerlinghausen 1965 einstimmig, eine kleine Siedlungsstraße in der Südstadt Felix-Fechenbach-Straße zu nennen.

Der erste Gedenkstein für Felix Fechenbach wurde am 25.8.1973 am Tatort errichtet. Die Anregung dazu kam von Robert Kempner, einem Freund der Familie Fechenbach, der als kritischer Jurist selbst von den Nationalsozialisten verfolgt wurde, nach Amerika übersiedelte und 1945/1946 als stellvertretender Hauptankläger der Vereinigten Staaten bei den Nürnberger Prozessen tätig war. Der lippische SPD Bundestagsabgeordnete August Berlin setzte sich für diese Idee ein und zeitnah zum Jahrestag der Ermordung wurde die Gedenktafel vom damaligen Ministerpräsidenten Heinz Kühn im Beisein von Irma Fechenbach und Robert Kempner enthüllt.

LLB Detmold BA LP-6-20

Nach dem hinterhältigen Mord im Kleinenberger Wald bei Scherfede vergehen fast 50 Jahre bis 1981 die Fechenbach-Biographie von Hermann Schüler mit dem Titel „Auf der Flucht erschossen“ erscheint und man sich in Detmold intensiver mit diesem Aspekt der Regionalgeschichte auseinandersetzt und die in den diversen Archiven lagernden Dokumente auswertet. In der Folgezeit erscheint der Name Felix-Fechenbach in verschiedenen Zusammenhängen.

1982 erscheint das Buch „Das Schicksal hat bestimmt, daß ich hierbleibe“ von Peter Steinbach in dem u.a. die Artikel von „Nazi-Jüsken“ zusammengestellt sind.

Die August-Weweler-Straße, benannt nach dem Komponisten August Weweler, der sich selbst “alter Kämpfer der nationalsozialistischen Bewegung” nannte, wird auf Initiative der Jusos und nach Zustimmung des des Rates der Stadt Detmold am 23.10.1986 in Felix-Fechenbach-Straße umbenannt. Damit enden längere Diskussionen und die Kreisverwaltung Lippe hat eine geeignetere Anschrift.

In Lage wird 1984 eine alternative Buchhandlung, die Felix-Fechenbach-Kooperative, gegründet, die 1999 im sich dynamisch entwickelnden Internet die web-Adresse www.fechenbach.de registriert.

Die Gewerbliche Schule des Kreises Lippe in Detmold, eine der vier Berufsschulen des Kreises Lippe, erhält nach intensiven Beratungen in den Schulgremien den Namen Felix-Fechenbach-Schule. Initiativen zur Namensgebung gehen u.a. von Schulleiter Heinrich Lindau und Religionslehrer Friedrich Blanke aus. In einer Arbeitsgruppe aus interessierten Lehrern wird die erste Fechenbach-Ausstellung konzipiert und angefertigt. Zur Feier der Namensgebung am 8.5.1988 waren Curt Fechenbach-Fey, Hanni Sherman und Lotti Fechenbach, die Kinder von Felix Fechenbach anwesend.

Von Erika Stumpf wurde eine ansprechende Gedenktafel gestaltet und von der Bildgießerei Barth hergestellt. Die Bronzetafel ist an zentraler Stelle auf dem Schulgelände angebracht.

Aufgrund von Änderungen im Schulverwaltungsgesetz (Berufskolleggesetz) heißt die Felix-Fechenbach-Schule seit dem 1.8.1998 Felix-Fechenbach-Berufskolleg.

Einstimmig beschloss der Gemeinderat von Leopoldshöhe im Jahr 1989 die Gesamtschule in Felix-Fechenbach-Gesamtschule umzubenennen. Die seinerzeit in der Planung befindliche Westumgehung der Gemeinde heißt jetzt Felix-Fechenbach-Straße.

Foto: FFG Leopoldshöhe

Zu Beginn eines jeden Schuljahres wird die Fechenbach-Ausstellung im Forum der Berufsschule für mehrere Wochen aufgestellt, von allen neuen Schülerinnen und Schülern besucht und somit zu einer verbindlichen Auseinandersetzung mit dem Thema Nationalsozialismus.

Eine Tafel der ersten Fechenbach Ausstellung
Foto: Heike Harms-Lehmann

Ein wissenschaftliches Symposium, das der Landesverband Lippe vom 28.-29.1.1994 zum 100. Geburtstag von Fechenbach veranstaltete, ist ein weiterer Baustein der Erinnerungsarbeit in Detmold. Dr. Hermann Schueler hielt den Festvortrag, der Junge Chor Detmold gestaltete den musikalischen Rahmen u.a. mit der Uraufführung „In Memoriam Felix Fechenbach“. Von den Vorträgen am zweiten Tag sind insbesondere die Vorträge von Jürgen Hartmann „Felix Fechenbach und der Antisemitismus in Lippe“ und Wolfgang Müller „ Nie ganz vergessen“ zu erwähnen.

Wolfgang Müller führte in der Lippischen Landesbibliothek durch eine neu erstellte Ausstellung zum Leben und Wirken von Felix Fechenbach.

Die Zeitschrift Heimatland Lippe veröffentlicht im Heft 1/1994 einen mehrseitigen Beitrag zu Felix Fechenbach von Sabine Klocke-Daffa.

Am 15.07.1996 wurde die Felix-Fechenbach-Stiftung gegründet.
https://www.im.nrw/felix-fechenbach-stiftung
Die webadressen der Stiftung
http://www.felix-fechenbach.org/
http://www.felix-fechenbach-stiftung.de/
sind derzeit nicht erreichbar.


Nachtrag 2022-11-06
Nachdem die Stiftung mehrfach auf den Fehler der Nichterreichbarkeit der Internetseite hingewiesen wurde, ist die Seite felix-fechenbach-stiftung.de inzwischen wieder zu erreichen.
Die Adresse felix-fechenbach.org ist weiterhin nicht erreichbar.
Die Stiftungsseite des Innenministeriums wurde korrigiert.

www.im.nrw/felix-fechenbach-stiftung
2022-07
www.im.nrw/felix-fechenbach-stiftung
2022-11

Unter Stadtarchivar Andreas Ruppert erarbeitete das Stadtarchiv eine weitere Fechenbach-Ausstellung, die u.a in der Stadtbücherei Detmold (2003) und im Kreishaus Lippe (2004) gezeigt wurde.

Fechenbach Ausstellung – Stadtbücherei Detmold – Quelle: LZ 2003-08-07 – Foto: Dahl

Am 20. Juli 2003 wird der Name Felix-Fechenbach durch einen anonymen Benutzer unter der IP-Adresse 217.225.21.240 in der Online-Enzyklopädie wikipedia verankert. Die Seite wird ca. 10mal pro Tag aufgerufen.
Hier https://de.wikipedia.org/ kannst du die Versionen einsehen.

Eine Gedenkwoche richtete die Stadt Detmold im August 2003 zum 70. Jahrestag der Ermordung von Felix Fechenbach aus. Bürgermeister Friedrich Brakemeier konnte die in Amerika und der Schweiz lebenden Kinder, Enkel und Urenkel Fechenbachs in Detmold begrüßen. In der Woche fand nach dem Empfang im Rathaus eine Feierstunde am Gedenkstein im Kleinenberger Wald statt. In Leopoldshöhe wurde die Felix-Fechenbach-Straße eingeweiht und die Felix-Fechenbach-Gesamtschule besucht. Ingrid Schäfer konnte die soeben fertiggestellte Biographie über Irma Fechenbach vorstellen. Die Gäste erfuhren auf einem Stadtrundgang einiges zu den Orten an denen Felix und Irma gewohnt und gearbeitet hatten. Im Rahmen der Gedenkwoche wurde der Felix-Fechenbach-Preis an Dr. Hermann Schueler verliehen.

Seit November 2003 gibt es in der südlichen Egge einen Wanderweg vom Kleinenberger Wald zum Friedhof in Rimbeck mit dem Namen Felix-Fechenbach-Weg.

Am 12.12.2011 wurde der Felix-Fechenbach-Preis an FFB verliehen.
In den Jahren 2011 – 2013 erarbeitete eine Schülergruppe auf Initiative von Schulleiter Horst Klüter ein Grundkonzept für eine neue Fechenbach-Ausstellung. Unterstützt wurde die Gruppe durch die Historikerin Sonja Girod, von Lehrerinnen und Lehrern (Sonja Schreiber, Annette Radon, Dirk Meier) und fachliche Beratung durch Andreas Ruppert, den Leiter des Stadtarchiv Detmold.

Foto: BOJ FFB

Im Rahmen einer Gedenkveranstaltung wurde die Ausstellung in Anwesenheit von Lotti Fechenbach und Tobias Wiederkehr am 24. Juni 2013 feierlich durch NRW Innenminister Ralf Jäger im Felix-Fechenbach-Berufskolleg eröffnet.

Der SPD Landtagsabgeordnete Dr. Dennis Maelzer vermittelte einen weiteren Ort für die Ausstellung, die ab November 2014 für mehrere Wochen im NRW Landtag zu sehen war. Zur Ausstellungseröffnung in Düsseldorf konnte Landtagspräsidentin Carina Gödecke Abgeordnete, 80 FFB-Schüler, den Schulleiter, Lehrer des FFB und Detmolds stellvertretende Bürgermeisterin Christ-Dore Richter begrüßen.

Die sehenswerte Ausstellung des FFB war vom 11. Februar bis 31. März 2016 im Landesarchiv NRW zu sehen und zwei Jahre darauf im Januar 2018 ein Baustein der Holocaust-Gedenkenwoche in Detmold.

Felix Fechenbach ist das zentrale Thema in Heft Nr. 15 der online Zeitschrift Rosenland im September 2013.

Jedes Jahr im August besucht eine Delegation der SPD die Felix-Fechenbach-Gedenkstätte im Kleinenberger Wald bei Scherfede.

Foto: Heike Harms-Lehmann

Quellenhinweise:
Lippische Landesbibliothek Detmold, Landesarchiv NRW, Stadtarchiv Detmold, Lippische Landes-Zeitung, Lippische Rundschau, Freie Presse, Internetrecherche, div. private Sammlungen


Nachträge:
2023-05 Gedenkwoche am FFB zum Tod von Felix Fechenbach.

Brahms

Wer in den fünfziger und sechziger Jahren des vorletzten Jahrhunderts ins Lippische reisten wollte, der mußte, da noch keine Eisenbahn dieses Land durchquerte, bei Paderborn, Bielefeld, Herford oder Bückeburg die Eisenbahn verlassen und die Thurn- und Taxispost besteigen, die ihn nach Detmold brachte. Auf diesem Weg kam auch Johannes Brahms Ende September 1857 zu seiner ersten Detmolder Saison angereist. Er wurde auf Hofkosten in den Gasthof „Zur Stadt Frankfurt“ einquartiert und auch Verköstigung und Heizung waren frei.
Quellenhinweis am Beitragsende

Hier wohnte Brahms, hier hat Lortzing Grabbe und Freiligrath getrunken, bis die Sonne durchs Fenster gewunken; dann sind sie leise nach Hause gehunken.

Gedenktafel in Detmold, Lange Straße

Quelle: Lippische Landesbibliothek, Sammlung Mellies, ME-PK-15-58A

Von 1857 bis 1859 wohnte Johannes Brahms in den Sommermonaten im Hotel Stadt Frankfurt. In dieser Zeit ist er Leiter des Hofchores am Fürstenhof in Detmold und unterrichtet Prinzessin Friederike zur Lippe (1825–1897) am Klavier. “Eine Dilettantin, wie man sie unter Prinzessinen so leicht wohl nicht findet” so beurteilt Clara Schumann, die 1855 zwei Wochen in Detmold weilte, ihre adelige Schülerin. Brahms tritt als Solist auf und in seiner Zeit in Detmold entstehen zwei Orchester-Serenaden, D-Dur op. 11 und in A-Dur op. 16 und die Chorwerke „Ave Maria“ op. 12 und „Begräbnisgesang“ op. 13.

Das Horn ab Takt fünf der Serenade erklingt vor Veranstaltungsbeginn im Konzerthaus der HFM Detmold

Für seine Dienste erhielt Brahms ein beachtliches Honorar von 566 Reichsthalern für drei Monate.

In Lippe regierte seit 1851 Fürst Paul Friedrich Emil Leopold. Der Fürst, der Sinn für ernste Musik besaß, hielt Theater und Hoforchester auf künstlerischer Höhe, pflegte Kammermusik und nahm mit den Damen seiner Familie und den Hofchargen an Chorübungen teil, die auch für bürgerliche Detmolder Kreise offen waren und im Schloß abgehalten wurden.

Quelle: LIppische Landesbibliothek, 1D25-1
Vom Hotel zum Schloß ist es ein kurzer Weg durch den Schloßpark.
Brahms-Dekmal im November 2021
Brahms-Denkmal im Mai 2022

Gegenüber der Gedenktafel am ehemaligen Hotel gelangst du durch ein Portal in den Schlosspark. Dort findest du eine Stele mit einer Büste von Johannes Brahms. Nicht weit zu gehen hatte Brahms um zum Fürstenschloss zu gelangen.

Erinnert wird in Detmold an Johannes Brahms mit der Brahmsstraße, im Palais der Hochschule für Musik gibt es dem Brahmssaal, in der Woldemarstraße befindet sich, im Gebäude der ersten Berufsschule in Detmold, Johannes-Brahms-Musikschule.

Gewerbeschule 1902 – Jetzt: Brahms-Musikschule

Foto aus dem Heft: “Die Detmolder Kreisberufs- und Berufsfachschule” Sammlung von Einzelheiten aus der Geschichte der Detmolder Schule von 1846 bis 1967

Quellenhinweise:
Horst Alteneder, Das Leben und Wirken von Johannes Brahms vor dem politischen Hintergrund seines Jahrhunderts, Wien, 2008
Irmlind Capelle, Johannes Brahms und Detmold, Booklet zur CD Musik in Lippe

Bandel

Schnurgerade geht es von der Innenstadt Detmold über die Freiligrathstraße und die Bandelstraße Richtung Hiddesen.

© Lippische Landesbibliothek, Sammlung Mellies, ME PK 10 145A

Geplant wurde diese und weitere Straßen um das Jahr 1900 um ein neues Stadtviertel am sogenannten Hiddeser Berg zu erschließen. Hier befanden sich Gärten und Felder deren Grenzen durch die neuen Straßen rigoros geschnitten wurden.

Im Landesarchiv NRW findest du diesen Plan zur Beschlussvorlage.

Quelle: Stadtarchiv Detmold, D 106 Detmold Nr. 907

Die Bandelstrasse in Detmold erinnert mit ihrem Namen an Ernst von Bandel (wikipedia), den Erbauer des Hermannsdenkmal (wikipedia) auf der Grotenburg in Detmold Hiddesen. Bereits vier Jahre vor der feierlichen Einweihung des Denkmals erhielt Bandel am 9. August 1871 die Ehrenbürgerrechte der Stadt Detmold (Liste der Ehrenbürger).

In Anerkennung Ihrer langjährigen unermüdlichen Leistungen im Schaffen, Fördern und Vollenden des deutsch nationalen Werkes des Hermanns-Denkmals auf der Grotenburg im Teutoburger Wald ernennen wir, in Uebereinstimmung mit dem Collegium der Stadtverordneten, Sie den Herrn E. von Bandel aus Ansbach, zum Ehrenbuerger unserer Stadt.”

Quelle: Lippische Landesbibliothek – Bandel-Sammlung

Somit ist Bandel im Jahr 2021 150 Jahre Ehrenbürger von Detmold.
Aus diesem Anlass gibt es eine interessante Ausstellung bis zum 30. September 2021 im Rathaus. Hier fand ich dieses mir bisher unbekannte Bild von Bandel vor seiner Werkstatt.

Bandel neben dem Kopf des Hermannsdenkmal
Ernst von Bandel neben dem Kopf des Hermannsdenkmal
Bildquelle: © Lippische Landesbibliothek Detmold, Sign.: Ba B 9a

Viele interessante Informationen findest du hier in der Dokumentation zur Bandel-Sammlung der Lippischen Landesbibliothek. Unter anderem sind dort Fotos von den schwindelfreien Arbeitern der Firma Turm-Linde, die im Jahr 1952 Schäden aus dem II. Weltkrieg (ca. 500 Einschusslöcher) repariert haben.

Turm-Linde Berlin
Die Seilarbeiter schreiben auf ihrer Seite:
Karl Linde war Höhenarbeiter und Spezialist für Blecheindeckungen an Kirchtürmen.
In Filmen der Wochenschau von 1949, wirbt Karl Linde schon mit gerüstlosen Höhenarbeiten.
Hermannsdenkmal
Das Hermannsdenkmal von oben – Quelle: TIM-online – 2021

Kartengrundlage:
GeoBasis-DE / BKG 2020   und  Geobasis NRW – Tim-online
Datenlizenz Deutschland:  http://www.govdata.de/dl-de/by-2-0

Veröffentlicht am
Kategorisiert in Detmold Verschlagwortet mit

Anna Maria

Zwischen 1583 und 1676 gab es in Detmold Hexenverfolgungen mit zahlreichen Opfern. Zum Gedenken an diesen Wahn wurde vor einigen Jahren (2016) ein kleiner Verbindungsweg in der Innenstadt nach einem dieser Opfer benannt. Zwischen Lange Straße, Marktplatz und Unter der Wehme verläuft die Anna-Maria-Tintelnot-Twete.

Im Juni 2021 wurde in dieser Twete eine Gedenkstele eingeweiht. Ein lila farbiger quadratischer Quader ruht exzentrisch auf einer quadratischen Grundplatte die in die Twete hineinragt. Ein grauer, gläserner Würfel auf dem Quader trägt die Inschrift: “Die Würde des Menschen ist unantastbar”.

Kurzinfo der Stadt Detmold über die Hexenverfolgungen in Detmold

Die Lippische Landeskirche hat einen Bericht zur Einweihung.


Einige Informationen dazu habe ich hier zusammengestellt.

Anna Maria Tintelnot war von der Witwe Catharina Kuhlmann besagt worden, in der Walpurgisnacht 1653 am Hexentanz teilgenommen zu haben. Kurz vor Ostern 1654 wurde sie aus diesem Grund verhaftet, aufs gräfliche Schloß nach Horn geführt und dort mit der Besagerin konfrontiert. Sie war vorher weder angehört worden, noch waren ihr die gegen Sie vorliegenden Indizien bekanntgegeben worden, außerdem erhielt sie nicht die Gelegenheit, sich zu verteidigen. Gerade dieser letzte Punkt war besonders wichtig, denn während der fraglichen Walpurgisnacht war die damals hochschwangere Anna Maria Tintelnot im Kreise mehrerer Bekannter zu Hause gewesen. … darüberhinaus von vielen Menschen auch gesehen worden. Sie besaß damit ein stichhaltiges Alibi.

Peter Oestmann, “Lippische Hexenprozesse vor dem Reichskammergericht” Seite 247

Besagungen gab es von weiteren Personen u.a. von sogenannten Zauberkindern. Als Hauptzeuge trat der Superintendent Thülemeyer auf. Seine Aussage hatte aufgrund der gesellschaftlichen Stellung entsprechende Bedeutung.

Wen der Superintendens nach der Kirchen gangen und sie etwa vor der thür gestanden, hette sie sich aus dem wege gemacht … Ihr Augen wehren ihm auch verdechtig vorgekommen, weil er sie nimmer recht ansehen können.

Zitat aus den Prozessakten in: Ingo Koppenborg, “Hexen in Detmold” Seite 64

Am 11. August 2022 berichtet die LZ über einen Anschlag auf das Mahnmal an der Anna-Maria-Tintelnot-Twete. Abends berichtet der WDR in der Sendung OWL Lokalzeit über den Anschlag.
Ich frage mich: “Wer macht so etwas?”

interessantes und belangloses aus detmold und umgebung