Eine kleine verwitterte Gedenktafel an einem am Rand der Innenstadt gelegenen Haus an der Grabbestraße in Detmold erinnert an “des Lipperlandes begeistertster Sänger” Ludwig Altenbernd.
Zu Ehren von Ludwig Altenbernd wurde 1921 in Detmold eine Straße benannt. Das Schild mit der Aufschrift Altenberndstr. an einer der Seitenstraßen der Woldemarstraße lässt uns dagegen im Unklaren und wir müssen uns selber schlau machen.
Bei LippeLex erfahren wir: Ludwig Altenbernd war ein lippischer Heimatdichter, Privatlehrer und Rechnungsbeamter. Sein Vater war Dorflehrer in Augustdorf. Ludwig war noch kein Jahr alt, da wurde er Opfer eines Unfalls, in dessen Folge beide Füße gelähmt wurden. Er wurde unterrichtet von Vater, Bruder und einem Hilfsprediger und nahm an Lehrerkonferenzen im Elternhaus teil; so eignete er sich umfassende autodidaktischer Bildung an in neueren Sprachen und Arithmetik. Als Erwachsener zog er nach Detmold, wo er als Privatlehrer und Rechnungsbeamter an der fürstlichen Kammer bei der Regierung in Detmold tätig war. Er wohnte in einem Haus in der heutigen Grabbe-Straße. Als Autor veröffentlichte er vor allem Natur- und Heimatgedichte; Inspiration fand er bei Ausritten. Er wirkte auch als Übersetzer und bot Unterricht an.
Im Jahr 1871 erschien ein Werk mit „Tabellen zur Verwandlung des lippischen Masses und Gewichts in metrisches Mass und Gewicht, sowie zur Umrechnung der Preise“, das er im Verlauf seiner beruflichen Tätigkeit entwickelt hatte.
Ludwig Altenbernd starb am 11.04.1890 in Detmold. Er ist auf dem Schorenfriedhof an der Blomberger Straße in Detmold begraben. Das Ehrengrab findest du in der Abteilung F Nummer 608.
Im wikipedia Beitrag zu Ludwig Altenbernd findest du ein Bild von einem Gedenkstein in Augustdorf. Du findest diesen Gedenkstein am Rundwanderweg Augustdorf, ca. 500 m Richtung Norden vom Spiel- und Bolzplatzplatz am Triftenweg.
Das Geburtsdatum von Ludwig Altenbernd kannst du auf den Gedenktafeln lesen und dir fällt sicherlich ein kleiner Unterschied auf. Dieser Fehler basiert auf einem Text von Auguste Deppe, geb. Altenbernd im Jubiläumsband von 1919.
Hier kannst du den gesamten Text lesen: Bibliothek der Uni Paderborn Bei LippeLex ist die Fundstelle zum korrekten Datum angegeben. Lt. Kirchenbuch Augustdorf ist Ludwig Altenbernd am 24.11.1818 geboren.
Auguste Bracht war 1919 die erste weibliche Abgeordnete im Lippischen Landtag. Sie war bis 1921 Landtagsmitglied. Sie wurde am 17. Juli 1875 in Oerlinghausen geboren, wohnte in Oerlinghausen, erlernte den Beruf als Näherin bei der Firma Benkelberg, war später mit eigener Nähmaschine als Hausnäherin für Benkelberg tätig und setzte sich als SPD-Politikerin für die Rechte von Frauen ein. Sie starb am 30. Mai 1939 in Bielefeld.
Im Adressbuch für das Land Lippe ist die Wohnanschrift eingetragen. Am Haus an der Holter Straße 30 wurde 2023 eine Gedenktafel angebracht.
1949 wird ein außergewöhnlicher Wasserturm in Detmold gebaut. Im Gegensatz zu den Türmen mit kreisförmiger Grundfläche ist dieser Wasserturm ein quaderförmiges Gebäude mit Walmdach. Geplant wurde das Gebäude vom Detmolder Architekten Alfred Maiborn. Zu Beginn der 1950er Jahre wurden viele neue Wohnungen für die Mitarbeiter der von Minden nach Detmold umgesiedelten Bezirksregierung errichtet. Zur Sicherstellung der Wasserversorgung der Innenstadt wurde hier vorausschauend der Wasserbehälter errichtet. Auf einem Modell zum Bebauungsplan ist der Turm als kleiner Quader eingesetzt. Interessant ist die geplante Bebauung mit Pensions- und Hotelgebäuden und auch der Hinweis „Weitsicht“.
Wer die Idee für ein Restaurant und Cafe hatte geht auch aus der Jubiläumsschrift 100 Jahre Zentrale Wasserversorgung in Detmold aus dem Jahre 2000 nicht hervor. Im Sommer 1950 wurde die Gastronomie eröffnet und viele ältere Detmolder erinnern sich an den einen oder anderen Besuch auf dem Papenberg. In der örtlichen Presse wurde das neue Ausflugsziel lobend erwähnt. In einem kleinen Artikel berichtet die „Freie Presse“ im Juli 1950 von der Eröffnung eines Cafes im Obergeschoss des Wasserbehälters.
Im Archiv der LLB und ebenso im Stadtarchiv finden sich einige Bilder vom Wasserturm und erinnern an bessere und schönere Zeiten.
Im Erdgeschoss befand sich ein Restaurant und es gab auch eine Außengastronomie wie auf diesem Bild zu sehen ist.
Den Charme der 50er Jahre versprüht das Bild mit der Innenansicht. Bei der LLB sind auch Fotos der Restaurantküche archiviert. Ein Bild vom Technikraum ist bisher in keinem Archiv zu finden. Das bekannte und beliebte Turmcafe wird am 4. Juli 1964 wieder eröffnet. So der Text einer Anzeige in der LZ vom gleichen Tage. Daraus kann ja nur gefolgert werden, dass das schöne Ausflugsziel geschlossen war. Wer kann dazu eine Auskunft geben? Wenige Jahre später ist das Cafe schon wieder Geschichte und im September 1971 eröffnet ein Nachtclub seine Pforten der jedoch auch nach wenigen Monaten keine Anzeigen mehr veröffentlichte und aus dem Detmolder Nachtleben verschwand. Irgendwann verkauften die Stadtwerke den Wasserbehälterbau weil er für die Sicherstellung der Wasserversorgung nicht mehr erforderlich war, an eine Privatperson. Das Gebäude steht angeblich unter Denkmalschutz ist in der aktuellen Liste der Baudenkmale jedoch nicht aufgeführt. Bei einer Wanderung rund um das LWL Freilichtmuseum kommst du vorbei am ehemaligen Wasserturm und Turmcafe auf dem Papenberg. Das Grundstück ist verwildert, der Zugang verboten und das Gebäude sieht von Jahr zu Jahr maroder aus. Bei der Suche nach weiteren Informationen zum Turmcafe findet sich ein „highlight“ bei komoot.
Formuliert da jemand einen Wunsch oder war bzw. ist das eine der unverwirklichten Projektideen der lokalen Wirtschafts- und Tourismusförderer?
Quellen: Stadtwerke Detmold, 100 Jahre Zentrale Wasserversorgung Zeitungsarchiv und Bilddatenbank der LLB Detmold Bildarchiv im Stadtarchiv Detmold und Deutsche Digitale Bibliothek Lippische Landeszeitung vom 2020-05-27 Header-Foto: Yvonne Glandien https://www.komoot.de/highlight/1072062
Nachtrag: 2024-05-12 Dem 1954 in Detmold gegründeten Kammerorchester Tibor Varga diente der Turm bis 1988 als Probenraum. Das Detmolder Kammerorchester nutzte als nachfolgendes Orchester die gut geeigneten Räumlichkeiten. (Ende des Nutzungsvertrages vermutlich 1994) Der Turm wurde 1989 verkauft und steht seit 1994 leer. Danke an chridori für diese Hinweise.
Detmold erinnert an Dr. Emil Peters und tauscht alte Straßenschilder gegen neu gefertigte aus. Leider wird versäumt unter den Schildern kleine Infotafeln anzubringen. Benannt wurde diese Straße am 22.03.1956, die Bebauung begann schon einige Jahre davor um Wohnraum für die Beamten der Bezirksregierung, die aufgrund der Verhandlungen durch Heinrich Drake von Minden nach Detmold verlegt wurde, zu schaffen.
Geboren wurde Emil Peters am 22. Juni 1882 in Lippstadt wo sein Vater als Regierungsbaumeister tätig war. Er besuchte das Gymnasium in Breslau und in Magdeburg, studierte Jura in Halle, München und Göttingen und war als Referendar am Oberlandesgericht Celle. Er promovierte 1906, war am Amtsgericht in Neustadt am Rübenberge und danach bei der Stadtverwaltung Hildesheim tätig.
Dr. Peters arbeitete ab 1911 in Finsterwalde und ab 1913 in Forst als Stadtrat. In dieser Zeit heiratete er Dorothea Schaefer, die Tochter eines Fabrikanten. Seine nächste berufliche Station war Stellvertreters des Bürgermeisters in Graudenz (Westpreußen) von 1916 bis 1919.
Als am 1. Juli 1919 die Stelle des Oberbürgermeisters in Detmold neu zu besetzen war, sah Dr. Peters dort die geeigneten beruflichen Perspektiven. Er wurde auch wegen seiner „bürgerlich liberalen“ Einstellung am 9. April einstimmig in das Amt gewählt und begann seine Arbeit in Detmold am 10. Mai 1920. Die Wohnadressen in Detmold waren Allee 13 und ab 1927 Bülowstraße 11.
Bereits seit 1932 hatten die Nationalsozialisten die meisten Stimmen in der Stadtverordnetenversammlung. Dr. Peters lehnte es ab gewerkschaftlich organisierte oder kommunistisch orientierte Arbeiter der städtischen Betriebe zu entlassen. Er weigerte sich am Tag nach der Reichstagswahl 1933 vor dem Rathaus die Hakenkreuzfahne zu hissen. Der Zorn der Nationalsozialisten führte zu einem tätlichen Angriff durch SA-Mitglieder auf den Oberbürgermeister. Er wurde in „Schutzhaft“ genommen und erst wieder freigelassen als er erklärte sein Amt ruhen zu lassen.
Am 30. Juni 1933 verfügte Gauleiter Dr. Alfred Meyer die Versetzung von Dr. Emil Peters in den Ruhestand. Dr. Peters hatte gegen die Täter des Überfalls auf ihn Anzeige erstatte. Unter der Bedingung, dass ihm eine gleichrangige Stellung im öffentlichen Dienst zugesichert wurde, nahm er die Anzeige zurück. Am 5. Februar 1934 sollte er eine wesentlich schlechter dotierte Aufgabe am Finanzamt aufnehmen. Diese Degradierung traf ihn schwer. Eine Woche später am 12. Februar 1934 nahm sich Dr. Emil Peters das Leben.
Die Lippische Staatszeitung schreibt am 13. Februar 1934:
Die Urne wurde im Familiengrab der Schwiegereltern in Finsterwalde beigesetzt. Das Grab wurde vor vielen Jahren aufgelöst.
Obige Zusammenfassung der Lebensgeschichte von Dr. Emil Peters basiert auf einer Ausstellung im Rathaus Detmold und dem LZ Bericht zur Ausstellungseröffnung.
NSDAP Mitglied Hans Keller (geb. 1. Februar 1903 in Berlin, gest. 6. September 1956 in Detmold), Dipl. Kaufmann aus Berlin, war von 31. März 1933 bis 4. April 1945 Oberbürgermeister in Detmold. Im Entnazifizierungsverfahren wurde Hans Keller am 9. Dezember 1948 als Mitläufer eingestuft.
In den (noch nicht vollständig) online verfügbaren Entnazifizierungsakten liefert die Suche „Hans Keller“ mehrere Treffer jedoch bisher keinen mit Geburtsjahr 1903. Falls du recherchieren möchtest: Auf der Seite der Archive https://www.archive.nrw.de/archivsuche den Begriff „Entnazifizierung“ eingeben.
1953 wurde Hans Keller von der DP (Deutsche Partei) und CDU als Kandidat für den Kreis Lemgo für die Bundestagswahl 1953 aufgestellt.
Im Wohnhaus von Hans Keller waren einige Räume vermietet. Laut Adressbuch wohnten dort: Heinrich Barkhausen (Direktor des Lyzeum Detmold), Jürgen Stroop und Frau Käte Stroop geb. Barkhausen.
Nachtrag 2024-08-02 Die Straße Bruchgarten, eine Seitenstraße der Elisabethstraße war die erste nach Emil Peters benannte Straße in Detmold. Im März 1965 beschloss der Stadtrat die im Langen Feld gelegene Planstraße 9 Emil-Peters-Straße zu nennen und der bisherigen Emil-Peters-Straße den Namen Bruchgarten zu geben.
Ein Artikel von Heinrich Röhr (* 30.4.1888 Detmold † 9.5.1969 Detmold) in der LZ vom 1967 07 01 mit dem Titel: „Abschied von der alten Leopoldstraße“ ist Anlass für diesen Beitrag. Die ehemalige Kasernen-Strasse zwischen Hornsche-Strasse und der Werrebrücke ist bereits auf dem Stadtplan im Einwohnerbuch von 1891 als Leopold-Strasse verzeichnet. Weiter bis zur Woldemar-Strasse trug sie den Namen verlängerte Leopold-Strasse. Seit Ende der 1960er Jahre trägt der gesamte Straßenzug zwischen Hornsche-Straße und Hasselter Platz den Namen Leopoldstraße.
Heinrich Röhr schreibt von der „… lieben alten Leopoldstraße mit ihrem Baumschmuck, den alten Fachwerkhäusern und den Treppenaufbauten nahezu vor jedem Haus, die zum Teil mehr als 100 Jahre zum Bild der historischen Straße gehörten, die nun als moderner Verkehrsweg beinahe vor der Vollendung steht …“
Die Adressbücher der Stadt Detmold, zu finden als Digitalisat auf den Seiten der LLB-Detmold, sind eine interessante Fundstelle um die Geschichte der Bebauung insbesondere auf der östlichen Straßenseite von Hausnummer 1 bis 27 nachzuzeichnen.
Hausnummer
Adressbuch 1918
Adressbuch 1928
Adressbuch 1938
1
Gottlieb Stuckmann Kolonialwaren, Glas, Porzellan
Kolonialwarengeschäft
3
Klingenberg Lithographische Kunstanstalten
5
Klingenberg
Klingenberg Berufsschule
7
Fürstl. Regierung, Gymnasialdirektor Adolf Gregorius
Lippische Regierung
Land Lippe
9
Reformierte Landgemeinde Pfarrer Wilhelm Brüns
Reformierte Landgemeinde Pfarrer Wilhelm Brüns
Reformierte Landgemeinde Detmold
11
Bäckermeister Gustav Brand
Bäckermeister Hermann Wagenfeld
Bäckermeister Hermann Wagenfeld
13
Kaserne I
Kaserne I
Kaserne I
15
Kaserne I
Kaserne I
Kaserne I
17
Schuhmacher Stegelmann
Schuhmacher Stegelmann
Wohnhaus Stegelmann
19
Tischlermeister Richard Geßner
Tischlermeister Richard Geßner
Möbel- und Bautischlerei
21
Holzbildhauer Otto Müller
Wohnhaus Zigarrenhändler
Wohnhaus Zigarrenhändler
23
Schlachtermeister Otto Weidling
Schlachtermeister Otto Weidling
Schlachtermeister Otto Weidling
25
Wohnhaus
Wohnhaus
27
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Die erweiterte Tabelle kannst du unter dem folgenden Link als PDF laden.
Blick in die Leopoldstraße. Das Bild zeigt die Häuser 1, 3, 5 auf der Ostseite der Straße. Das Haus mit dem Glockenturm ist das Gebäude des Gymnasiums Leopoldinum. In Haus 1 befanden sich Wohnungen und ein Kolonialwarenladen in dem auch Glas und Porzellan gehandelt wurde. Das Haus 1 wurde in den 1970er Jahren abgerissen um den Kreuzungsbereich Hornsche Straße – Leopoldstraße verkehrsgerechter zu gestalten.
Das stattliche Nachbargebäude Haus 3 hat eine Fassade aus geschliffenen Sandsteinen, die von der abgebrochenen Klosterkirche in der Schülerstraße, in welcher die Provinzialschule befand, stammen. Heute befindet sich in diesem Haus u.a. eine HNO-Praxis.
„Die alte Provinzial- oder Landesschule von 1602 wird Gymnasium“ schreibt Heinrich Röhr und lobt den Rintelner Architekten Kühnert, die klassizistische Fassade und die Wirkung für das Straßenbild. Am 2. Oktober1833 konnte die Provinzialschule in das neue Gebäude einziehen und erhielt den Namen „Leopoldinum“. Hier fanden neben Unterricht und Prüfungen auch wissenschaftliche Vorträge und Konzerte statt. Mehr als sieben Jahrzehnte später konnte 1907 der Neubau des Gymnasiums an der Hornschen Straße bezogen werden und das Haus 5 wurde für verschiedene Zwecke genutzt: Verwaltung der Fabrik Klingenberg, Luftschutzschule im zweiten Weltkrieg, Verwaltungsgebäude der Polizei. Nach erneuten Umbauten ist seit mehreren Jahrzehnten in diesem Haus die Stadtbücherei Detmold zu finden.
Haus 7 war das Wohnhaus für den Direktor des Gymnasiums, hier waren auch Teile der fürstlichen Verwaltung untergebracht. Das Haus wurde für die Erweiterungsbauten der Bezirksregierung abgerissen. Ein Bild von Haus 7 wurde bisher nicht gefunden.
Haus 9 war das frühere Haus von Pastor Otto Kramer. Das Haus wurde in die Hornsche Straße versetzt. Dort fügt es sich harmonisch in die Bebauung ein und trägt die Hausnummer 33 Es wurde für den Erweiterungsbau der Bezirksregierung abgerissen.
Im Haus 11 sind in alten Adressbüchern Tischlermeister und Bäckermeister verzeichnet. Ob dort Backwaren verkauft wurden ist nicht bekannt. Es wurde für den Erweiterungsbau der Bezirksregierung abgerissen.
Die Gebäude der Kaserne wurden in den Jahren 1830 bis 1860 zwischen Werre und Stadtmauer auf dem z.T sumpfigem Gelände der sog. Kälberwiese errichtet. Das Bild zeigt den Blick aus der Exterstraße.
Von dieser Kaserne zog 1866 das lippische Bataillon in den Krieg (Deutscher Krieg 14.06.1866 – 23.08.1866) und hier erfolgte 1914 die Ausbildung der Kriegsfreiwilligen die nach sechs Wochen „Ausbildung“ in den ersten Weltkrieg geschickt wurden.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurden die Kasernengebäude im Jahr 1959 abgerissen um Platz für das neue Verwaltungsgebäude der Bezirksregierung zu schaffen.
Die auf der Luftaufnahme zu sehenden Häuser 17 19 und 21 wurden in späteren Jahren für den Bau der Parkplatzanlage abgerissen.
Im Haus Leopoldstraße 23 befand sich die Privat-Klinik des Frauenarztes Dr. K. Schlutius. In den alten Adressbüchern ist die Privatklinik nicht verzeichnet. Im Verzeichnis der deutschen Kraftfahrzeugbesitzer von 1909, dem Automobil-Adressbuch, ist ein Arzt Dr. Kurt Schlutius aus Crefeld zu finden.
Das Haus enthielt mehrere Wohnungen. Die Umbauten für ein Fleischereigeschäft Ende der 1950er Jahre waren für das Gebäude und das Straßenbild keine Bereicherung. 1967 wurde das Gebäude abgerissen um dort den Parkplatz der Bezirksregierung zu errichten.
Auf den Flächen der ehemaligen Häuser 25 und 27 (ehemals der Beginn der verlängerten Leopoldstraße) hat heute die Lippische Landeskirche ihre Verwaltungsbauten.
Für den Innenstadtring wurde die Leopoldstraße bis zur Langen Straße verlängert. Dort stand bis in die 1970er Jahre das ”Palais Petri” – aber das ist eine ganz andere Geschichte.
Vier öffentliche Brunnen gab es um 1850 in Detmold, Marktplatz, Lange Straße, Exterstraße und Leopoldstraße. Etwa die Hälfte der Haushalte nutzte eigene Hausbrunnen. Die Qualität des Wassers war unterschiedlich und das Wasser der örtlichen Fließgewässer war oft durch Abwässer verunreinigt. Bereits 1865 trug Medizinalrat Dr. Kirchner dem Magistrat der Stadt eine allgemeine Versorgung mit zuverlässig reinem Quellwasser durch eine städtische Wasserleitung vor. Im Residenzschloss verfügte man schon seit 1840 über Trinkwasser per Wasserleitung aus einer Quelle in der Prinzenwiese. Das Wasser wurde mittels einer Turbine in einen Hochbehälter im Palaisgarten gepumpt und gelangte mit natürlichem Gefälle zum Schloss sowie zum Theater … Bürgermeister Petri nimmt 1888 das Thema öffentliche Wasserversorgung wieder auf und im Jahr darauf wird Erich Grahn aus Koblenz, einer der führenden Wasserbauingenieure, mit dem Entwurf einer Wasserleitung beauftragt. Zehn Jahre später, nachdem Ernst zur Lippe der Stadt Detmold die ewigen Nutzungsrechte der Quelle in Berlebeck geschenkt hat, werden die Planungen realisiert. Die Quellfassung der Berlebecke wird gebaut, Wasserrohre werden verlegt und auf dem Hiddeser Berg wird ein Hochbehälter errichtet der am 29. März 1900 erstmals befüllt wurde. Knapp 1000 Häuser sind an das Wassernetz angeschlossen und das Quellwasser erreicht 70% der 2600 Haushalte in Detmold.
1904 erkrankten in Detmold 780 Personen an Typhus, einer Infektion die u.a. durch verschmutztes Wasser hervorgerufen werden kann. Medizinalrat Dr. Auerbach ging dieser Theorie nach und konnte nachweisen dass die Detmolder Wasserversorgung nicht als Ursache zu sehen war.
In dieser Studie beschreibt der Arzt das Wasserversorgungssystem in Detmold.
In seiner Analyse der Typhusepidemie berücksichtigt Dr. Auerbach auch die nicht an die Wasserversorgung angeschlossenen Häuser und schreibt erwähnt den Ortsteil Rödlinghausen.
Noch vor 1914 zeigt sich, dass das Wasserversorgungssystem parallel zur Stadtentwicklung insbesondere in den Außenbezirken ausgebaut werden muss. Im trockenen Sommer 1911 haben die Häuser im Stadtteil Hohenloh wochenlang kein Wasser; nach vielen Beschwerden beim Magistrat der Stadt wird 1912 der Wasserturm Rödlinghausen gebaut. Darüber berichtet der Hannoversche Courier am 12. November 1912.
Der Hochbehälter wird mit Wasser aus Berlebeck und zusätzlich aus einem 40 m tiefen Brunnen im Rödlinghauser Feld befüllt.
Der Wasserturm Rödlinghausen steht seit 1986 unter Denkmalschutz, neben der Eingangstür befindet sich eine Infotafel.
Der Wasserbedarf der Brauerei Falkenkrug war so hoch dass 1933 ein weiterer Wasserbehälter für die Versorgung von Hohenloh in der Nähe des Flugplatzes gebaut wurde. Einen weiteren Wasserturm gab es am Bahnhof Detmold. Auf einem schönen Foto aus den 1960er Jahren ist der Wasserturm im Hintergrund zu sehen.
In besonders wasserarmen Sommern wurde Wasser von diesem Wasserturm auf dem Bahngelände per Bahn nach Remmighausen transportiert.
Heute sind die Siedlungsbereiche im Detmolder Stadtgebiet nahezu vollständig an die zentrale Wasserversorgung angeschlossen. Lediglich der Stadtteil Niewald, Teile von Nienhagen, Schönemark und Brokhausen sowie abseits liegende Bebauungen werden noch über Hausbrunnen versorgt.
Vor mehr als 100 Jahren unternahm der Luftfahrtpionier Otto Lilienthal aus Anklam erste Flüge mit selbstgebauten Flugapparaten, vor fast 100 Jahren gelang Robert Kronfeld aus Wien der weltweit erste Flug mit einem Segelflugzeug über eine Strecke von mehr als 100 km. Im Norden von Detmold findest du im ehemaligen Militärbereich die Robert-Kronfeld-Straße.
Ausziehen! – Laufen! – Los! Drei Kommandos an die Startmannschaft brachten das Segelflugzeug mit Robert Kronfeld per Gummiseilstart am 15. Mai 1929 am Bergeshöveder Berg im Teutoburger Wald in der Nähe von Riesenbeck in die aufsteigende, sonnengewärmte Luft. Geplant war ein Flug entlang des Teuto bis nach Horn, vielleicht bis an die Externsteine, eine Strecke von mehr als 100 km eine bisher nicht erreichte Distanz im motorlosen Segelflug. Von der Sonntagszeitung Grüne Post war ein Preis von 5000 Reichsmark für den ersten Rekordflug ausgeschriebenen.
Vom Hermannsweg sind es nur wenige Schritte zum Startplatz. Dort wurde 1990 vom Heimatverein Riesenbeck ein Gedenkstein aufgestellt und direkt daneben eine Bank. 2018 wurde der Gedenkstein von Mitgliedern der Luftfahrtvereinigung Greven vom Bewuchs mit Flechten und Moosen befreit.
Der Flug von Kronfeld endete entgegen der Planung nicht in der Nähe der Externsteine sondern einige Kilometer vor diesem Ziel auf dem Königsberg bei Detmold. Als Gesamtstrecke wurden 102 km festgestellt. Am Landeort befindet sich (GPS 51° 55‘ N, 8° 53‘ O) seit dem 15. Mai 1997 ein Gedenkstein auf dem Gelände des LWL-Museums.
Auf der Internetseite der Luftfahrtvereinigung Greven findest du den Bericht von Robert Kronfeld „Mein Streckenrekordflug am Teutoburger Wald“ der 1929 in der Zeitschrift „Flugsport“ Nr. 13 veröffentlicht wurde.
Gudrun Hennigs hat 1993 einen Beitrag mit dem Titel „Ein Rekordflug brachte den Segelflug in das Lipperland“ in Heimatland Lippe veröffentlicht. Bei der LLB Detmold ist das Heft online verfügbar. Mit einem Klick auf das Vorschaubild wird die jeweilige Seite aus dem LLB-Archiv aufgerufen.
Am 17. Mai 1931 besuchte Robert Kronfeld die Einweihungsfeier des Flugplatzes Oerlinghausen. In seinem Eintrag im Gästebuch der Stadt erwähnt er das hervorragende Segelfluggelände.
Anlässlich der Deutschen Segelflugmeisterschaften im Juli 1953 in Oerlinghausen findet sich auf derselben Gästebuchseite unten ein Eintrag mit gravierenden Fehlern.
Jetzt möchte die Rechtschreibprüfung den Namen Kronfeld gerne zu Kornfeld korrigieren. Diesem Wunsch sind verschiedene Autoren gefolgt und so liefert die Internetsuche nach Robert-Kornfeld-Straße einige Treffer.
Bei einem “Stadtrundgang auf den Spuren der NS-Zeit in Detmold” führte der Weg auch zum Wall. Dort befanden sich im Haus Wall 9 die Redaktionsräume der Zeitung “Volksblatt”.
Leider gibt es bisher kein Bild aus den 1920er Jahren vom Redaktionsgebäude. Die erste Ausgabe des “Volksblatt” erschien im Februar 1920, ab dem drittem Jahrgang ist die Zeitung auf Mikrofilm im Landesarchiv NRW Obteilung Ostwestfalen-Lippe in Detmold verfügbar. Bei der LLB Detmold ist das Volksblatt digitalisiert verfügbar.
Die Druckerei befand sich im dahinter liegenden Haus an der Weinbergstraße, der heutigen Paulinenstraße. Von diesem Gebäude sind in den Detmolder Archiven verschiedene Fotos vorhanden. Auf mehreren Fotos ist der Festumzug des Kriegerbundes aus dem Jahr 1927 zu sehen.
Von 1929 bis 1933 war Felix Fechenbach Redakteur der sozialdemokratischen Zeitung “Volksblatt”. Am 2. März 1933 erfolgte das Verbot der Zeitung, am 11. März wurde Fechenbach verhaftet, am 7. August 1933 von Nazis ermordet.
Verlagsräume und Druckerei wurden von den Nazis weiter genutzt um eine Zeitung mit gänzlich anderer Thematik und Berichterstattung unter dem Titel „Lippische Staatszeitung“ herauszugeben.
Heute befinden sich im ehemaligen Haus der Volkblatt-Druckerei verschiedene Geschäfte, jetzt unter der Adresse Paulinenstraße 9.
Ein Jahr nach Kriegsende wurde am 3. April 1946 die “FREIE PRESSE” als erste Zeitung in Lippe von der britischen Militärregierung zugelassen. Chefredakteur war der sozialdemokratische Politiker Carl Severing. Hier kannst du drei Artikel dieser Erstausgabe lesen. Die Autoren waren Heinrich Drake und Wilhelm Mellies.
Detmold und das Lipperland liegen zwar zentral in Europa und sind, wie jede Heimat, Mittelpunkt der Welt und trotzdem am Rand. Eine knappe Stunde Fahrzeit bis zur nächsten Autobahnauffahrt und ebenso lange bis zum nächsten überregionalen Bahnhof. Keine der im 18. Jahrhundert gebauten Bahnlinien führte in das kleine Fürstentum. Die erste Eisenbahnstrecke auf lippischem Boden zwischen Hannover und Altenbeken tangiert Lippe bei Schieder lediglich. Über Schieder ist Lippe seit 1872 an die Eisenbahn angeschlossen. Die seit 1847 von Köln bis Hannover betriebene Köln-Mindener Bahn, seither die einzige Trägerin des ost-westlich verlaufenden Weltverkehrs in Norddeutschland, führte dicht an lippischem Gebiet vorbei. Lippe bemühte sich zwar frühzeitig um einen Anschluss an diese Bahn, im Juli 1857 wurde sogar bereits die Lage des Bahnhofs Detmold festgelegt und eine Streckenführung den Knochenbach hinauf über Heiligenkirchen, Hornoldendorf nach Horn abgesteckt, konnte sich als kleines Land diese Investition nicht leisten. 1880 wurde die Bahnlinie von Herford nach Detmold vollendet und am 31. Dezember 1880 konnte der erste fahrplanmäßige Zug nach Detmold fahren. Die Kosten von mehr als 3 Millionen Mark wurden von Preußen und Lippe getragen, ein Zehntel des lippischen Beitrags von 1,5 Millionen Mark wurde von der Stadt Detmold übernommen. Mehr als 50.000 Fahrgäste in den ersten Jahren und nahezu eine Verdopplung im Jahrzehnt bis 1894 zeigt die Bedeutung dieser Stichbahn für Detmold ebenso wie der über die Eisenbahn geführte zunehmende Güterverkehr für das Land Lippe. Der Wunsch einer Weiterführung der Strecke Herford – Detmold nach Altenbeken und damit eine Eisenbahnverbindung zwischen der Köln-Mindener und der Westfälischen Bahn wurde durch die Bielefelder Handelskammer unterstützt und in Detmold konstituierte sich im Juli 1885 ein Komitee zur Förderung des Eisenbahnunternehmens Detmold – Altenbeken. Die Strecke wurde am 12. Juli 1895 in Betrieb genommen und Lippe hatte den Anschluss nach Mittel- und Süddeutschland.
Lippe verpasste die Chance, ein modernes flächendeckendes Nahverkehrssystem zu errichten. So lautet die Überschrift zu einem Text von Hermann Niebuhr zur Geschichte der Verkehrsanbindung des ländlichen Raumes. Der lippische Landtag forderte im Oktober 1899 die Regierung auf, “… alsbald in Erwägungen darüber einzutreten, in welcher Weise und unter welchen Voraussetzungen unser Land mit einem Kleinbahnnetze versehen werden könne.” Mit der Eisenbahn konnte man große Entfernungen schnell überwinden und war nicht mehr vom Wetter abhängig. Vor allem aber war der Gütertransport entscheidend erleichtert, was den Absatz landwirtschaftlicher Erzeugnisse begünstigte. Außerdem hatten sich die großen Linien für Betreiber und Aktionäre als sehr gewinnbringend erwiesen. Also wurde in vielen bis dahin schlecht erreichbaren Gegenden der Bau von Klein- oder Nebenbahnen gefordert – so auch in Lippe. Beim lippischen Staatsministerium gingen verschiedene Anfragen von Eisenbahnbaugesellschaften ein, die ihre Dienste anboten. Unter diesen befand sich auch das “Bau- und Betriebs-Bureau für Neben- und Kleinbahnen G. Küchler”. Auf Beschluss des Landtags vom 17.3.1900 gab die lippische Regierung die Vorarbeiten für ein Kleinbahnnetz in Auftrag, – das Ergebnis war das von Küchler ausgearbeitete Projekt einer “Lippischen Landeseisenbahn”. Küchler hatte ein geschlossenes Kleinbahnnetz in Meterspur entworfen mit einer Streckenlänge von ca. 200 km und 70 Bahnhöfen und Haltestellen. an Baukosten waren etwa 9 Millionen Mark veranschlagt. Dieses Netz hätte alle Teile Lippes gleichmäßig erschlossen und der Verlauf der Linien entspricht weitgehend den heute noch aktuellen Verkehrsadern. In Vlotho und Rinteln waren Güterumschlagplätze an der Weser vorgesehen und an vielen Stellen direkter Übergang zur Staatsbahn.
Lippische Landeseisenbahn, Bahnhöfe und Haltepunkte
Warum wurde dieses Projekt nicht verwirklicht? Obwohl es großen Eindruck machte, überwogen die finanziellen Bedenken. Die Steuerkraft Lippes war gering und die Abgaben (“Matrikularbeiträge”), die Lippe als selbständiges Glied des Deutschen Reiches zu zahlen hatte, drohten zu steigen. Der dadurch beengte Handlungsspielraum war die Kehrseite der Eigenständigkeit des Landes. Landtag und Regierung behandelten das Projekt daher sehr zögerlich.
Ein zuverlässiges Nahverkehrssystem in Westfalen-Lippe erhalten und ausbauen – dieses Ziel verfolgt der Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe, kurz NWL. Hier siehst du die Ausbaupläne.
Quellen: Geschichte der Stadt Detmold, 1953, Maximilian Verlag LLB-Detmold, Bildarchiv Nahverkehr Westfalen-Lippe
Wer ist Melli Beese fragst du dich, wenn du im Detmolder Norden durch die Wohngebiete auf der ehemaligen Jerxerheide radelst und dort auf den Melli-Beese-Weg triffst. Als erste Frau in Deutschland erwarb Melli Beese am 13. September 1911 die Lizenz zum Führen eines Motorflugzeugs. Hier fehlt offensichtlich eine kleine Informationstafel unter dem Straßenschild.
In Jerxen-Orbke gab es in den 1900er Jahren auf der Jerxerheide eine Pferderennbahn. Am 15. Oktober 1911 fand dort der Detmolder Flugtag statt. Veranstalter waren der „Detmolder Rennverein“ und die „Berliner Gesellschaft für Luftschiffahrt und Flugwesen E.V.“
Für den Nachmittag sind Schauflüge geplant, angekündigt sind ein Wright-Zweidecker und eine Rumpler Taube mit den Piloten: Hans Vollmöller, Gustav Witte und Fräulein Melli Beese.
Da sich das Wetter am Flugtag gegen Nachmittag verschlechterte konnte Melli Beese ihr Flugzeug nicht im Flug zeigen.
Das Deutsche Museum München hat mehrere interessante Artikel zu Melli Beese im Netz. Du kannst unter https://blog.deutsches-museum.de nach Melli Beese suchen oder klick auf das Bild.