Lemgoer Tor

Als Bernhard III 1265 an der Straßenverbindung Lemgo – Paderborn die Stadt Detmold gründete, wurde das etwa 17 ha große Stadtgebiet mit einer Mauer befestigt in welcher, abgesehen von einer kleinen Pforte am Bruchberg, nur zwei Tore vorhanden waren. Das Hornsche Tor im Süden, das Lemgoer Tor im Norden, der ehemalige Steinweg zwischen diesen Toren trägt heute den Namen Lange Straße. In den Sammlungen des Lippischen Landesmuseums und der Lippischen Landesbibliothek sind sowohl ein “Stadtplan” als auch eine “Ansicht” dieser Gestaltung der Stadt Detmold im Mittelalter vorhanden.

Stadtplan – Lippische Landesbibliothek 1-D-41
Das Lemgoisch-Thor in Detmold – Innentor und Aussentor

Der Standort des Lemgoer Tores wurde anhand dieser und weiteren historischen Darstellungen lokalisiert und in den 1980er Jahren mit Markierungen im Pflaster gekennzeichnet. Als Folge von Baumaßnahmen wurde die Pflasterung neu gestaltet und aktuell sind diese Markierungen leider nicht mehr vorhanden.

Die Straße Richtung Norden bis zum heutigen Kreisverkehr am Sozialgericht hieß Lemgoer Straße und im weiteren Verlauf Lemgoer Chaussee ab den 1930er Jahren Richthofenstraße.

Stadtplan Detmold 1912

Im Stadtplanausschnitt von 1912 siehst du an der Markierung wo das Lemgoer Tor seinerzeit gestanden hat. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurde beschlossen das Tor abzubrechen, den Faulen Graben (heute das Rosental) zuzuschütten und vor dem Lemgoer Tor entstanden neue Häuser. Bereits 1778 war an der Nordostecke des Lustgarten das Komödienhaus (Abbruch 1936) gebaut worden. Vor dem Lemgoer Tor entstand 1817 ein erstes Wohnhaus (jetzt Lange Str. 81) und 1825 genehmigte das Hofmarschallamt den Bau von sechs Häusern um der Wohnungsnot abzuhelfen und zur Stadtverschönerung beizutragen. 1828 entstand an der Lemgoer Chaussee das Strafwerkhaus, spätere Nutzungsnamen waren Kaserne II (bis 1945), Regierungsgebäude II (1951), Sozialgericht.
Ein weiteres bedeutsames Wohnhaus war das 1838 von Petri gebaute Petrische Palais, das in den 1970er Jahren im Zuge der Straßenplanung am heutigen Hasselter Platz abgerissen wurde.


Stadtplan Detmold 1961

Auf diesem Plan erkennst du die Straßenbezeichnungen im Kreuzungsbereich Lagesche Straße – Paulinenstraße in den 1950er Jahren. Die Klüter Straße heißt seit den 1980er Jahren Lemgoer Straße, der Kreuzungsbereich wurde neu konzipiert, das Volkshaus abgerissen, neue Gebäude errichtet und die Vermarktungsprofis der Baubranche nutzten die Gelegenheit, benannten ein Wohn- und Geschäftshaus an der Kreuzung „Lemgoer Tor“ und vereinnahmten so einen historischen Namen.

Wohn- und Geschäftshaus
Lagesche Straße – Lemgoer Straße

Die damalige Stadtarchivarin schreibt dazu in Heimatland Lippe (Nov. 1990) „Da aber nunmehr der Verkehr von und nach Lemgo über diesen Platz läuft, wäre gegen eine Bezeichnung „Neues Lemgoer Tor“ nichts einzuwenden“. Wieder einmal hat Kommerz gegen Historie gewonnen.


Seit September 2022 wird mit dieser Infotafel an das Lemgoer Tor erinnert

30 Jahre später gelingt es dem Lippischen Heimatbund am ehemaligen Rathaus II (jetzt H&M) eine Infotafel anzubringen. Warum aber muss die Überschrift zu diesen historischen Informationen “Altes Lemgoer Tor” lauten?


Als “Rosental-Galerie” wird das vor einigen Jahren an der Kreuzung Lange Straße – Rosental errichtete Gebäude bezeichnet. Nicht nur auswärtige Besucher der Residenz auch Detmolder Bürgerinnen und Bürger suchen vergeblich eine Galerie.


Quellen:
Geschichte der Stadt Detmold, Maximilian-Verlag, 1953
Heimatland Lippe, LLB

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