Eine Ausstellung mit Seiten aus dem Gästebuch der Stadt Detmold ist Anlass für Recherchen zum Thema „Detmold als Namensgeber“. Der Dampfer „Detmold“, gebaut von den Flenderwerken in Lübeck, gehörte zu den ersten nach dem Krieg von den Alliierten erlaubten Schiffsneubauten, die baugleich auf verschiedenen deutschen Werften gebaut wurden. Heimathafen der „Detmold“ und ihrer fünf Schwesterschiffe war Cuxhaven, wo sie ab 1949 bis 1961 für die „Nordsee“ – Deutsche Hochseefischerei AG auf Fischfang fuhr. Die erste Fangreise startete am 21. April 1949 Richtung Island, die letzte Reise endete am 27. März 1961. Mehr zur Geschichte des Fischdampfer „Detmold“ kannst du beim Förderverein Schifffahrtsgeschichte Cuxhaven e. V. lesen.
Die Lippische Landes-Zeitung kündigt den Besuch eines Abgesandten „unseres Fischdampfers“ an und berichtet über den Empfang im Rathaus Detmold. Die beiden Artikel, archiviert auf Mikrofilm in der LLB Detmold, sind interessant zu lesen.
In Rosenland Heft 16/2014 findest du auf der Seite 6 den Hinweis: Tischlerfachschule am Alexanderplatz. Da irrt der Autor jedoch denn diese Tischlerfachschule, die jetzt als Fachschule für Holztechnik ein Bildungsgang am Felix-Fechenbach-Berufskolleg ist, war seit 1928 am Schubertplatz angesiedelt.
In Heimatland Lippe 4/1962 beschreibt Gustav Mesch einen Wandervorschlag mit dem Ziel Donoper Teich ausgehend vom Bahnhof Detmold über die Hermannstraße zum Alexanderplatz und von dort weiter an der Heilig Kreuz Kirche vorbei Richtung Hiddesen.
Am Ende der Hermannstraße links erkennst du im Stadtplan die Ziffer 7. Dort befand sich das Hotel Deutsches Haus, das mit der Adresse Alexanderplatz 1 im Einwohnerbuch 1936 verzeichnet war.
Erstmalig ist das Hotel Deutsches Haus im Adressbuch 1930 aufgeführt, davor gab kein Gebäude am Alexanderplatz 1.
Ein Hotel mit dem Namen Deutsches Haus ist im Adressbuch 1901 mit der Adresse Lange Straße 15-17 angegeben. Ab 1923 firmiert unter dieser Adresse die Neufinkenkruger Handeslgesellschaft m.b.H.
Nach 1945 residierte am Alexanderplatz 1 der britische Geheimdienst, wie in Heimatland Lippe 11/1998 nachzulesen ist.
Lass uns ein wenig blättern im Einwohnerbuch von 1936 und du findest einige Straßennamen, die nur wenige Jahre genutzt wurden wie z.B. Potsdamer Brücke.
Im Zuge der Kommunalen Neugliederung wurde die Umbenennung einiger Straßen in Detmold in den 1970er Jahren erforderlich. So gab es in fast jedem Ortsteil eine Bergstraße, eine Feldstraße, einen Kirchweg, … Jeden Straßennamen durfte es jedoch nur einmal geben. In den nachfolgenden Jahren wurden einige Namensgebungen kritisch hinterfragt, mit der Folge weiterer Umbenennungen: Die August-Weweler-Straße, benannt nach dem Komponisten August Weweler, der sich „alter Kämpfer der nationalsozialistischen Bewegung“ nannte, wurde 1985 auf Initiative der Jusos in Felix-Fechenbach-Straße umbenannt. Anm.: In Lemgo gibt es im sog. Musikerviertel eine Wewelerstraße. https://www.google.com/search?q=august+weweler
Der Agnes-Miegel-Weg, benannt nach der ostpreußischen „Heimatdichterin mit Nähe zum NS-Regime“, wurde in Sonnenhügel umbenannt. Anm.: Andere Kommunen (Oerlinghausen, Bielefeld, Rinteln, …) sehen diese Namensgebung anscheinend weniger problematisch und Anträge auf Umbenennung stoßen (z.B. in Oerlinghausen) auf Widerstand einiger Anlieger. https://de.wikipedia.org/wiki/Agnes_Miegel https://www.google.com/search?q=agnes+miegel
Stöbere weiter im Einwohnerverzeichnis und du findest sicherlich weitere interessante Einträge.
In den 1950er Jahren wurden mit zunehmendem Verkehr auf den Strassen in Detmold mehrere Heuer-Ampeln zur Regelung des Kreuzungsverkehrs in Detmold installiert. Bis zum Beginn der 1970er Jahre waren diese Ampeln z.T. noch in Betrieb bevor sie durch moderne Ampelanlagen mit Lichtsignalen ersetzt wurden. Die Bezeichnung Heuer-Ampel geht auf den Erfinder Josef Heuer zurück, der sie in den Jahren 1928/1929 entwickelte.
Auf einem Foto aus den 1970er Jahren ist die Heuer-Ampel über der Kreuzung Lange Strasse Rosental zu sehen. Links siehst du das Grothe-Haus und gegenüber das Gebäude der ehemaligen Fürstlichen Akademie mit der Verwaltung der Lippischen Landesbrand. 1972 war das offizielle Ende für Heuer-Ampeln in der Bundesrepublik. Die Detmolder Heuer-Ampel war die letzte funktionsfähige Heuer-Ampel in der Bundesrepublik.
Nach der Deinstallation der Heuer-Ampel wurde sie vor dem Gebäude der Polizeidienststelle im Johanettental aufgestellt.
In einem Projekt hat die Abteilung Verkehrsplanung-Verkehrstechnik der Technischen Hochschule OWL die Ampel komplett restauriert und im Jahr 2009 auf dem Campus Emilienstrasse installiert. Eine reich bebilderte Dokumentation findest du bei der TH OWL.
Die Recherchen zum Foto der Kreuzung Lange Strasse Rosental führten zu einer Begegnung mit Guido Straube und interessanten weiteren Informationen zu den Heuer-Ampeln in Detmold. Seine Fotosammlung ist an das Stadtarchiv Detmold übergeben worden. Auf den dort archivierten Fotos sind weitere Ampel-Standorte zu sehen. Bemerkenswert ist die Doppel-Heuer-Ampel im Kreuzungsbereich Lange Strasse – Paulinenstrasse – Neustadt. Aufgrund der besonderen Kreuzungssituation war jeweils eine Seite der Ampel durch eine Kreisscheibe abgedeckt.
Bereits im Jahr 1938 schreibt die Firma Heuer-Hammer an die Stadt Detmold und bewirbt die von ihr produzierten Ampeln, verbunden mit einem Hinweis auf bereits installierte Ampeln in Lage, Bad Salzuflen, Herford, Bielefeld, … Anhand der Dokumente zum Umbau der Kreuzungssituation am Hornschen Tor ist zu vermuten, dass die beiden Heuer-Ampeln dort Anfang der 1950er Jahre installiert wurden.
Nachdem sich im Kreuzungsbereich Paulinenstrasse-Bismarckstrasse ein schwerer Verkehrsunfall ereiget hatte, gab es eine Leserzuschrift an die Lippische Landes-Zeitung vom 4. Dezember 1953. Zitate daraus: – Das Überschreiten der Strasse ist lebensgefährlich. – Die Ampel hoch über der Kreuzung gefährdet den Verkehr. – Die Fahrer richten den Blick nach oben, umso mehr je näher sie an die Kreuzung kommen. – Fort mit diesen rückständigen Ampeln.
In Lage war seit den 1930er Jahren eine Heuer-Ampel installiert und zwar an der Kreuzung Lange Strasse – Friedrichstrasse. Dazu gibt es eine alte Ansichtskarte aus den 1950er Jahren. Die Ampel war bis in die 1960er Jahre in Betrieb.
Heuer-Ampeln in Bad Salzuflen und in Lage, da darf doch Lemgo nicht fehlen. Bereits 1934 wurde überlegt, an der Kreuzung Mittelstrasse-Kramerstrasse-Heutorstrasse eine Ampel zu installieren. Es gab eine Anfrage vom Stadtbauamt an die Firma Heuer-Hammer mit der Bitte um Referenzen sowie dem Wunsch, solche Ampelanlagen in anderen Städten anzusehen und sich dort nach Erfahrungen zu erkundigen. Dem Antwortschreiben ist der Preis zu entnehmen, 1800 RM für die Ampel un 265 RM für Kabel, Aufhängung, … In Warendorf waren zwei Heuer-Ampeln in Betrieb, die bei der Bevölkerung nicht auf Akzeptanz stiessen und die örtliche Presse diese ablehnende Auffassung stützte. Daraufhin bot die Stadt Warendorf an, eine der Ampeln zu einem günstigen Preis an die Stadt Lemgo zu abzugeben.
1954 wurde in Lemgo nochmals überlegt, eine Heuer-Ampel zu installieren, diesmal an der Kreuzung Breite Strasse-Schuhstrasse. Nach der Währungsreform kostet die Ampel 3280 DM und die Zusatzkosten belaufen sich auf 525 DM. Die Firma Heuer zeigt sich sehr interessiert und bietet der Stadt Lemgo ein verlängertes Zahlungsziel an. Soweit bekannt, wurde in Lemgo jedoch nie eine Heuer-Ampel installiert.
In Bad Salzuflen wurde im Jahr 1936 an der Kreuzung Steege – Lange Str. – Herforder Str. in Betrieb genommen.
Die Ampel war bis 1960 in Betrieb. Der Versuch die Ampel über den Städtebund NRW einer anderen Gemeinde zu verkaufen hatte keinen Erfolg. Daher wurde die Ampel auf dem Bauhof eingelagert.
Im Kommunalarchiv Herford finde ich ein interessantes Bild der Heuer-Ampel am Lübbertor aus dem Jahr 1948. Diese Ampel steht auf einem kleinen Sockel in der Mitte der Kreuzung.
2022-11 Nachtrag Im Stadtarchiv Lage finden sich weitere interessante Informationen zum Thema.
Die Ampel in Lage stammt aus dem Jahr 1936.
Die Firma Heuer-Hammer wirbt in den Jahren 1959/1951 für ein Blinklicht unterhalb der Ampel.
1949 beantragt ein Kaufmann aus Hamburg die Entfernung der Ampel. Der Kreis Detmold lehnt diesen Antrag ab.
Die Firma Heuer-Hammer entwickelt ein Verkehrsschild mit dem auf Kreuzungen mit Heuer-Ampel hingewiesen wird.