„Die Kugel ist gefallen“ lautete die Überschrift zu einem Artikel in der LZ am 29. Oktober 2002. „Die Würfel sind gefallen“ ein gängiger Satz wenn eine lange überlegte Frage endlich entschieden ist. Hat der Fall einer Kugel eine ähnliche Bedeutung? War der Fall der Kugel zu erwarten?
Im Jahr 1995 wurden die über 100 Hektar großen Hobart Barracks mit dem ehemaligen Fliegerhorst am nördlichen Rand der Kernstadt Detmold von den britischen Streitkräften zurückgegeben. Die Bevölkerung freut sich über die Öffnung der ehemaligen Lemgoer Straße und die Stadt Detmold hat die Aufgabe das Kasernengelände unter den verschiedenen Aspekten wie Baugeschichte, Denkmalpflege, Nutzungsperspektiven, … zu überplanen. Für die Bürger werden Führungen durch das Gebiet angeboten und mancher erinnert sich an alte Zeiten, als die Kaserne frei zugänglich war.
Den Nordeingang zum neuen Stadtviertel aufzuwerten war eine der ersten Ideen. Ein Kreisverkehr wurde angelegt und ein Kreisverkehr bietet sich ja direkt für ein Kunstwerk an. Von mehreren vorgelegten Ideen wurde der Vorschlag der Künstlerin Gabriele Staarmann aus Hamburg ausgewählt. Eine große hängende Kugel.
Ausschnitt aus einem Foto von: Stefan Derschum
Am 21. September 2002 berichtet die LZ mit der Überschrift „Die Kugel im Kreisel“ über das drei Tage zuvor in einer Feierstunde übergebene Kunstwerk. Die orangefarbene Stahlkugel hat einen Durchmesser von 4,5 m und eine Masse von zwei Tonnen. Sie wird von vier Stützen an Stahlseilen gehalten. Angestrahlt von vier Seiten scheint sie bei Dunkelheit über dem Kreisel zu schweben.
In mehreren Leserbriefen finden sich in den folgenden Wochen negative und positive Meinungen zum Kunstwerk. Wegen der „agressiven Farbgebung“ wird angeregt das „Objekt schnellstmöglich zu entfernen“ auch würden „Historie und Moderne“ nicht zusammen passen. In einem weiteren Brief wird der Blick vom Apenberg gelobt: „Die Farbe steht in guter Harmonie zur grünen Rasenfläche und dem blauen Himmel“.
Fünf Wochen später gibt der Deutsche Wetterdienst eine Unwetterwarnung für Deutschland heraus. Das Orkantief mit dem Namen „Jeanett“ bewegt sich vom Atlantik über Großbritannien Richtung Ostsee. Es werden Böen mit einer Windgeschwindigkeit von 140 km/h vorhergesagt.
Der Martinimarkt in Lage bringt nicht die erwarteten Umsätze, ein historisches Karussell wird vorsichtshalber abgebaut. Der Libori-Markt in Paderborn wird geschlossen, die Gondeln am Riesenrad auf der Kirmes an der Radrennbahn in Bielefeld werden abgehängt. Die Feuerwehr in Lippe meldet 220 Einsätze, der Bahnverkehr ist lahmgelegt.
Am Kreisel in Detmold hält ein Stahlseil den Belastungen nicht Stand und reißt, die Kugel pendelt an drei Seilen. Zur Eindämmung der davon ausgehenden Gefahr kappt die Feuerwehr die drei Seile und lässt die Kugel kontrolliert zu Boden. Dort liegt sie nun für einige Zeit bis die Statiker die Ursache gefunden haben und die Kugel wieder aufgehängt werden kann.
Die Kugel hängt wieder, die Beleuchtung funktioniert aber im Laufe von fast 20 Jahren sammelt sich Umweltdreck und Moos auf der Kugeloberfläche und sie sieht von Jahr zu Jahr hässlicher aus. Zeitnah zum 20. Jahrestag der Installation wird die Kugel im Herbst 2021 fachmännisch gesäubert und leuchtet wie neu.
Hier noch einige Daten zum Orkantief. Der Druck im Zentrum betrug 974 hPa. Die höchste Windgeschwindigkeit, 183 km/h wurde auf dem Fichtelberg gemessen.
DWD – Klimastatusbericht 2002Deutsche Rückversicherung AG – Sturmdokumentation
Für meine Schüler formulierte ich seinerzeit Fragen zu Volumen, Oberfläche und Materialstärke. Ob jemand diese Fragen so interessant fand, sich damit auseinanderzusetzen kann ich nicht sagen.
Quellen: Lippische Landeszeitung, Deutscher Wetterdienst, Deutsche Rückversicherung AG
„Wenn du einmal hören solltest, ich sei auf der Flucht erschossen worden, dann kannst du sicher sein, es war Mord.“ so die Worte von Felix Fechenbach an den SPD Unterbezirkssekretär Emil Feldmann. Am 11. März 1933 knapp zwei Monate nach der Landtagswahl in Lippe, bei denen die Nationalsozialisten 39,5 % erzielten, wurde der von den Nationalsozialisten verhasste Fechenbach verhaftet. Geboren am 29. Januar 1894 in Mergentheim – ermordet am 7. August 1933 im Kleinenberger Wald wurde Felix Fechenbach nur 39 Jahre alt. Von 1929 bis 1933 war Fechenbach in Detmold als Redakteur der 1920 gegründeten Zeitung „Volksblatt“ tätig und entwickelte die Zeitung zu einem sozialdemokratischen Kampfblatt. Seine Tätigkeit als Redakteur sowie als Redner machte ihn unter den lippischen SPD-Mitgliedern bekannt und beliebt und zum lippischen Landtagspräsidenten Wilhelm Mellies unterhielt er freundschaftliche Beziehungen. Zu Veranstaltungen wurde er häufig von August Berlin begleitet.
Im September 1929 hatte sich Fechenbach für die zum 1. Oktober zu besetzende Redakteurstelle beworben, seine Tätigkeit konnte er am 8. Oktober aufnehmen. Er wohnte vorerst in der Palaisstraße 28 bis er mit seiner aus Berlin nachziehenden Familie am 1.1.1930 in die Feldstraße 53 umzog. Im Gedenkbuch Detmold sind diese Wohnsitzinformationen anhand der Meldekarte nachzulesen. Eine schöne Wohnung an der Oesterhausstraße Nr. 6 bezog Familie Fechenbach am 1.9.1931.
Auf Anregung der Bewohner wurde im November 2021 an diesem Haus eine Gedenktafel angebracht. Dennis Maelzer, Geschäftsführer der im Juli 1996 gegründeten Felix-Fechenbach-Stiftung, und die Fechenbach Enkel Balz und Kathie Wiederkehr nahmen an der kleinen Feier zur Enthüllung der Gedenktafel teil.
Gedenken und Erinnerung – Ein sicherlich unvollständiger Rückblick
Bereits 1936 erscheint im Eichenverlag Arborn (ohne Autorenangabe) Das Felix Fechenbach Buch mit Texten, die Walther Victor auf Bitte von Irma Fechenbach zusammenstellt.
Am 3.4.1946 erscheint die Freie Presse als „Ein neues Volksblatt“. In der 1. Ausgabe schreibt der SPD Politiker Wilhelm Mellies zum Thema Pressefreiheit „Sein Tod ist uns Verpflichtung. Heute wissen wir alle, was Demokratie und Pressefreiheit bedeuten.“
Zum 13. Todestag am 7.8.1946 schreibt die Freie Presse: „Die lippische Arbeiterschaft wird Felix Fechenbach nicht vergessen“
Hermann Schueler war in den 1950er bis 1960er Jahre Redakteur der Zeitung „Freie Presse“ und hörte den Namen Felix Fechenbach erstmals zu Beginn der 1950er Jahre. Eine Internetsuche im Freie Presse Archiv liefert neun Artikel zum Suchwort „Fechenbach“. Die LZ hat keine vergleichbare öffentliche Suchmaschine für ihr Archiv.
Am Sonnabend, dem 8.8.1953 veröffentlicht die Freie Presse eine ganze Seite zum 20. Todestag von Felix Fechenbach.
Aus dem Zeitungsarchiv der LLB Detmold
Ansonsten ist in den 1950er Jahren eine gewisse Stille zum Thema in der Öffentlichkeit und den lokalen Medien zu verzeichnen.
Auf Initiative von Hermann Schueler beschloss der Rat der Stadt Oerlinghausen 1965 einstimmig, eine kleine Siedlungsstraße in der Südstadt Felix-Fechenbach-Straße zu nennen.
Der erste Gedenkstein für Felix Fechenbach wurde am 25.8.1973 am Tatort errichtet. Die Anregung dazu kam von Robert Kempner, einem Freund der Familie Fechenbach, der als kritischer Jurist selbst von den Nationalsozialisten verfolgt wurde, nach Amerika übersiedelte und 1945/1946 als stellvertretender Hauptankläger der Vereinigten Staaten bei den Nürnberger Prozessen tätig war. Der lippische SPD Bundestagsabgeordnete August Berlin setzte sich für diese Idee ein und zeitnah zum Jahrestag der Ermordung wurde die Gedenktafel vom damaligen Ministerpräsidenten Heinz Kühn im Beisein von Irma Fechenbach und Robert Kempner enthüllt.
LLB Detmold BA LP-6-20
Nach dem hinterhältigen Mord im Kleinenberger Wald bei Scherfede vergehen fast 50 Jahre bis 1981 die Fechenbach-Biographie von Hermann Schüler mit dem Titel „Auf der Flucht erschossen“ erscheint und man sich in Detmold intensiver mit diesem Aspekt der Regionalgeschichte auseinandersetzt und die in den diversen Archiven lagernden Dokumente auswertet. In der Folgezeit erscheint der Name Felix-Fechenbach in verschiedenen Zusammenhängen.
1982 erscheint das Buch „Das Schicksal hat bestimmt, daß ich hierbleibe“ von Peter Steinbach in dem u.a. die Artikel von „Nazi-Jüsken“ zusammengestellt sind.
Die August-Weweler-Straße, benannt nach dem Komponisten August Weweler, der sich selbst “alter Kämpfer der nationalsozialistischen Bewegung” nannte, wird auf Initiative der Jusos und nach Zustimmung des des Rates der Stadt Detmold am 23.10.1986 in Felix-Fechenbach-Straße umbenannt. Damit enden längere Diskussionen und die Kreisverwaltung Lippe hat eine geeignetere Anschrift.
In Lage wird 1984 eine alternative Buchhandlung, die Felix-Fechenbach-Kooperative, gegründet, die 1999 im sich dynamisch entwickelnden Internet die web-Adresse www.fechenbach.de registriert.
Die Gewerbliche Schule des Kreises Lippe in Detmold, eine der vier Berufsschulen des Kreises Lippe, erhält nach intensiven Beratungen in den Schulgremien den Namen Felix-Fechenbach-Schule. Initiativen zur Namensgebung gehen u.a. von Schulleiter Heinrich Lindau und Religionslehrer Friedrich Blanke aus. In einer Arbeitsgruppe aus interessierten Lehrern wird die erste Fechenbach-Ausstellung konzipiert und angefertigt. Zur Feier der Namensgebung am 8.5.1988 waren Curt Fechenbach-Fey, Hanni Sherman und Lotti Fechenbach, die Kinder von Felix Fechenbach anwesend.
Von Erika Stumpf wurde eine ansprechende Gedenktafel gestaltet und von der Bildgießerei Barth hergestellt. Die Bronzetafel ist an zentraler Stelle auf dem Schulgelände angebracht.
Aufgrund von Änderungen im Schulverwaltungsgesetz (Berufskolleggesetz) heißt die Felix-Fechenbach-Schule seit dem 1.8.1998 Felix-Fechenbach-Berufskolleg.
Einstimmig beschloss der Gemeinderat von Leopoldshöhe im Jahr 1989 die Gesamtschule in Felix-Fechenbach-Gesamtschule umzubenennen. Die seinerzeit in der Planung befindliche Westumgehung der Gemeinde heißt jetzt Felix-Fechenbach-Straße.
Foto: FFG Leopoldshöhe
Zu Beginn eines jeden Schuljahres wird die Fechenbach-Ausstellung im Forum der Berufsschule für mehrere Wochen aufgestellt, von allen neuen Schülerinnen und Schülern besucht und somit zu einer verbindlichen Auseinandersetzung mit dem Thema Nationalsozialismus.
Eine Tafel der ersten Fechenbach Ausstellung Foto: Heike Harms-Lehmann
Ein wissenschaftliches Symposium, das der Landesverband Lippe vom 28.-29.1.1994 zum 100. Geburtstag von Fechenbach veranstaltete, ist ein weiterer Baustein der Erinnerungsarbeit in Detmold. Dr. Hermann Schueler hielt den Festvortrag, der Junge Chor Detmold gestaltete den musikalischen Rahmen u.a. mit der Uraufführung „In Memoriam Felix Fechenbach“. Von den Vorträgen am zweiten Tag sind insbesondere die Vorträge von Jürgen Hartmann „Felix Fechenbach und der Antisemitismus in Lippe“ und Wolfgang Müller „ Nie ganz vergessen“ zu erwähnen.
Wolfgang Müller führte in der Lippischen Landesbibliothek durch eine neu erstellte Ausstellung zum Leben und Wirken von Felix Fechenbach.
Die Zeitschrift Heimatland Lippe veröffentlicht im Heft 1/1994 einen mehrseitigen Beitrag zu Felix Fechenbach von Sabine Klocke-Daffa.
Nachtrag 2022-11-06 Nachdem die Stiftung mehrfach auf den Fehler der Nichterreichbarkeit der Internetseite hingewiesen wurde, ist die Seite felix-fechenbach-stiftung.de inzwischen wieder zu erreichen. Die Adresse felix-fechenbach.org ist weiterhin nicht erreichbar. Die Stiftungsseite des Innenministeriums wurde korrigiert.
www.im.nrw/felix-fechenbach-stiftung 2022-07
www.im.nrw/felix-fechenbach-stiftung 2022-11
Unter Stadtarchivar Andreas Ruppert erarbeitete das Stadtarchiv eine weitere Fechenbach-Ausstellung, die u.a in der Stadtbücherei Detmold (2003) und im Kreishaus Lippe (2004) gezeigt wurde.
Am 20. Juli 2003 wird der Name Felix-Fechenbach durch einen anonymen Benutzer unter der IP-Adresse 217.225.21.240 in der Online-Enzyklopädie wikipedia verankert. Die Seite wird ca. 10mal pro Tag aufgerufen. Hier https://de.wikipedia.org/ kannst du die Versionen einsehen.
Eine Gedenkwoche richtete die Stadt Detmold im August 2003 zum 70. Jahrestag der Ermordung von Felix Fechenbach aus. Bürgermeister Friedrich Brakemeier konnte die in Amerika und der Schweiz lebenden Kinder, Enkel und Urenkel Fechenbachs in Detmold begrüßen. In der Woche fand nach dem Empfang im Rathaus eine Feierstunde am Gedenkstein im Kleinenberger Wald statt. In Leopoldshöhe wurde die Felix-Fechenbach-Straße eingeweiht und die Felix-Fechenbach-Gesamtschule besucht. Ingrid Schäfer konnte die soeben fertiggestellte Biographie über Irma Fechenbach vorstellen. Die Gäste erfuhren auf einem Stadtrundgang einiges zu den Orten an denen Felix und Irma gewohnt und gearbeitet hatten. Im Rahmen der Gedenkwoche wurde der Felix-Fechenbach-Preis an Dr. Hermann Schueler verliehen.
Seit November 2003 gibt es in der südlichen Egge einen Wanderweg vom Kleinenberger Wald zum Friedhof in Rimbeck mit dem Namen Felix-Fechenbach-Weg.
Am 12.12.2011 wurde der Felix-Fechenbach-Preis an FFB verliehen. In den Jahren 2011 – 2013 erarbeitete eine Schülergruppe auf Initiative von Schulleiter Horst Klüter ein Grundkonzept für eine neue Fechenbach-Ausstellung. Unterstützt wurde die Gruppe durch die Historikerin Sonja Girod, von Lehrerinnen und Lehrern (Sonja Schreiber, Annette Radon, Dirk Meier) und fachliche Beratung durch Andreas Ruppert, den Leiter des Stadtarchiv Detmold.
Foto: BOJ FFB
Im Rahmen einer Gedenkveranstaltung wurde die Ausstellung in Anwesenheit von Lotti Fechenbach und Tobias Wiederkehr am 24. Juni 2013 feierlich durch NRW Innenminister Ralf Jäger im Felix-Fechenbach-Berufskolleg eröffnet.
Der SPD Landtagsabgeordnete Dr. Dennis Maelzer vermittelte einen weiteren Ort für die Ausstellung, die ab November 2014 für mehrere Wochen im NRW Landtag zu sehen war. Zur Ausstellungseröffnung in Düsseldorf konnte Landtagspräsidentin Carina Gödecke Abgeordnete, 80 FFB-Schüler, den Schulleiter, Lehrer des FFB und Detmolds stellvertretende Bürgermeisterin Christ-Dore Richter begrüßen.
Die sehenswerte Ausstellung des FFB war vom 11. Februar bis 31. März 2016 im Landesarchiv NRW zu sehen und zwei Jahre darauf im Januar 2018 ein Baustein der Holocaust-Gedenkenwoche in Detmold.
Was haben die Städte Vegesack, Hameln, Detmold, Worms, Siegen, Passau gemeinsam? Alle Städte sind Paten einer Klasse von Minensuchbooten einer gemeinsamen Baureihe, die mit amerikanischer Lizenz in den Jahren 1959 – 1960 auf der Werft CMN Amiot in Cherbourg für die Deutsche Marine gebaut wurden.
Zu Stapellauf und Taufe der „Detmold“ am Dienstag, 17. November 1959 waren der Bürgermeister Bruno Kirchhof und seine Stellvertreterin Dr. Elisabeth Güther (Oberstudiendirektorin am Stadtgymnasium) als Vertreter der Patenstadt des Bootes in der französichen Hafenstadt.
Ein Bild vom Stapellauf ohne Angabe des Fotogafen findest du in der LZ vom 25. Mai 1960
Am Dienstag, 23. Februar 1960 waren der Bürgermeister und seine Stellvertreterin in Bremerhaven anwesend, als das Minensuchboot mit der Kennzeichnung „M 1252“ in Bremerhaven festmachte. Änhnlich dürfte es bei den weiteren Paten abgelaufen sein, sollte doch mit der Benennung der Marineschiffe nach Orten im Binnenland eine Beziehung der Bevölkerung zu „ihren“ Booten und zu „ihrer“ Marine aufgebaut werden. Die freundschaftlichen Bande führten zu Besuchen der Mannschaft in Detmold, gemeinsamen Veranstaltungen und einige Detmolder Oberstufenklassen konnten eine kleine Fahrt mit der „Detmold“ auf der Nordsee unternehmen. Bei einigen Schülern führte die Begeisterung für die Seefahrt dazu sich bei der Marine für den Wehrdienst zu verpflichten.
Kurz nach Indienststellung muss die „Detmold“ am 29. März 1960 den Verlust einer Tieftonboje melden.
Bereits im Mai 1960 machte die Besatzung einen Besuch in Detmold und wurde im Rathaus von Bürgermeister Kirchhof begrüßt. Im Goldenen Buch der Stadt findest du zu diesem Besuch einen Eintrag. Der Kommandant, Kapitänleutnant Gaude, sagt in seiner Rede: Er hoffe auf baldigen Besuch von Schulklassen und jeder Detmolder sei an Bord gern gesehen. Geschenke haben die Minensucher dabei, ein Foto von der „Detmold“ in der Kieler Bucht vor Laboe und ein Modell des Minensuchbootes. Beide Geschenke erhielten einen Ehrenplatz im Rathaus bis sie von der Marinekameradschaft übernommen wurden und befinden sich jetzt im Depot des Lippischen Landesmuseums.
Ein Bild vom Bootsmodell findest du in der LR
Im Hotel „Zum Falken“ an der Hornschen Straße wurde gemeinsam mit einer Bundeswehrabordnung, britischen Armeeangehörigen und interessierten Detmoldern gefeiert. Das Marinemusikkorps gab Konzerte auf dem Marktplatz und im Schlossgarten.
Bürgermeister Kirchhof, Kapitän zur See a.D. Schloifer und einige weitere Personen darunter LZ-Redakteuer Walter Mücke und LR-Redakteuer Haaso konnten sich im August 1960 an Bord der „Detmold“ im Rahmen einer Übung die Arbeit auf einem Minensuchboot erklären lassen. Fotos von dieser Fahrt findest du in der LZ und der LR vom 20. August 1960.
Am 19. Dezember 1960 empfängt der Bürgermeister den neuen Kommandanten der „Detmold“ Kapitänleutnant Schmidt in Begleitung von zwei weiteren Offizieren zum Antrittsbesuch im Rathaus. Nach dem Abendessen im Hotel „Stadt Frankfurt“ folgt ein Theaterbesuch. Mit der Marinekameradschaft wird danach in der Gaststätte „Zum Landgericht“ getagt.
Am 15. Juni 1962 erfolgt der zweite Besuch der Besatzung des Minensuchbootes. Der Kinderspielmannszug unter der Leitung von Bernhard Schumicki begrüßte die Matrosen mit „Lippe Detmold, eine wunderschöne Stadt“ auf dem Marktplatz. Am offiziellen Empfang durch Bürgermeister Kirchhof nahmen mehrere Ratsmitglieder, Abteilungsleiter der Stadtverwaltung sowie Vorstandsmitglieder der Marinekameradschaft teil.
Geschenketausch, Sinalco-Besichtigung, gemeinsame Feier im „Central-Hotel“, Fahrt durch den Teutoburger Wald, Fußballspiel KM-Boot-Besatzung gegen Temde-Mitarbeiter, Treffen mit der Marinekameradschaft – das sind einige Programmpunkte des Besuches. Mit 7:2 siegte seinerzeit die Temde-Mannschaft. Zur Kundgebung am „Tag der deutschen Einheit“ am Sonntag, 17. Juni 1962 scheibt die Lippische Rundschau: „Auf der Rathaustreppe standen die Besatzungsmitglieder des Minensuchbootes „Detmold“ in ihrer schmucken Uniform Spalier, …“
Vom 5. bis 7. Oktober 1962 besuchten Bürgermeister Kirchhof, Stadtrat Benkmann, Mitglieder der Marinekameradschaft und die Temde-Mannschaft das Minensuchboot in Bremerhaven. Für eine Fahrt nach Helgoland konnten nicht alle Teilnehmer der Detmolder Delegation mit der „Detmold“ fahren. Ein Teil der Reisegruppe schiffte auf dem Schwesterboot „Passau“ ein. Für die Temde-Mannschaft war leider kein Platz vorhanden. Aus Hameln nahm zur gleichen Zeit eine Delegation auf deren Patenschiff „Hameln“ an der Helgolandfahrt teil. Das Rückspiel am Sonntag ergab mit 2:4 (LZ) bzw. 2:5 (LR) abermals einen Sieg für die Temde-Mannschaft. Nicht überliefert ist wieviel Spirituosen, Tabak und Parfüm zollfrei den Weg nach Detmold fand. Geschwaderkommandeur Urbach und Kapitänleutnant Buchmann hatten eine Urkunde unterzeichnet mit welcher Bürgermeister Kirchhof zum „Kommandanden honoris causa“ des Minensuchbootes „Detmold“ ernannt wurde.
Ein Bild der „Detmold“ findest du in der LZ vom 8. Oktober 1962 – Das Foto hat der LZ-Reporter W. Mücke aufgenommen.
Zwischen 1962 und 1967 fanden keine weiteren Besuche in Detmold statt. Am 19. März 1963 hatte die „Detmold“ Grundberührung vor Helgoland und lag daraufhin drei Jahre in der Werft bis sie am 7. Juni 1966 wieder in Dienst gestellt und im Marinehafen Neustadt/Holstein stationiert wurde.
Der letzte Besuch einer Besatzung der „Detmold“ mit dem Kommandanten Edelmann fand im Januar 1967 statt. Gastgeber war die Marinekameradschaft Detmold, die im Saal der Handwerkskammer zu einem „Bordfest“ geladen hatte. Alt-Bügermeister Kirchhof, bei einem vorhergehenden Besuch auf der „Detmold“ zum Ehrenkommandanten befördert, erinnerte in seiner Ansprache an die Taufe des Bootes in Frankreich. Frau Dr. Güther erhielt zur Erinnerung ein Relief der „Detmold“ und auch der Stadt wurde ein solches Relief überreicht.
Nach einigen Tagen traf bei der Marinekameradschaft als Dankgeschenk ein Erinnerungsbuch mit einer Vielzahl von Fotos zum „Bordfest“ in Detmold ein.
Archivalie 62/2020 – Lippisches LandesmuseumEin Foto aus dem Erinnerungsbuch – Kinderspielmannszug
20 Mitglieder der Marinekameradschaft Detmold nahmen am 16. Februar 1967 an einer Fahrt nach Helgoland teil. Kurze Zeit danach wurde die „Detmold“ ausser Dienst gestellt, der Reserveflottille Wilhelmshaven unterstellt und 1975 mit weiteren Booten der „Vegesack-Klasse“ an die Türkei abgegeben.
Leider kann ich hier keine Bilder des Minensuchbootes „Detmold“ einfügen. Da musst du schon selber auf die links klicken, die du hier findest.
Im Bundesarchiv findest du u.a. diese Informationen.
Die Marinekameradschaft Detmold pflegte Kontakte zur Besatzung der „Detmold“ und verwahrte Geschenke wie z.B. das Modellboot. Mit der Auflösung des Vereins im Jahre 2008 wurden die Vereinsgüter dem Lippischen Landesmuseum übergeben. Da ruhen sie jetzt im Archiv … Unbekannt ist der Verbleib der Bootsreliefs …
Eine Ausstellung mit Seiten aus dem Gästebuch der Stadt Detmold ist Anlass für Recherchen zum Thema „Detmold als Namensgeber“. Der Dampfer „Detmold“, gebaut von den Flenderwerken in Lübeck, gehörte zu den ersten nach dem Krieg von den Alliierten erlaubten Schiffsneubauten, die baugleich auf verschiedenen deutschen Werften gebaut wurden. Heimathafen der „Detmold“ und ihrer fünf Schwesterschiffe war Cuxhaven, wo sie ab 1949 bis 1961 für die „Nordsee“ – Deutsche Hochseefischerei AG auf Fischfang fuhr. Die erste Fangreise startete am 21. April 1949 Richtung Island, die letzte Reise endete am 27. März 1961. Mehr zur Geschichte des Fischdampfer „Detmold“ kannst du beim Förderverein Schifffahrtsgeschichte Cuxhaven e. V. lesen.
Foto: Emil Vogt, Cuxhaven – Archiv Dieter Kokot
Die Lippische Landes-Zeitung kündigt den Besuch eines Abgesandten „unseres Fischdampfers“ an und berichtet über den Empfang im Rathaus Detmold. Die beiden Artikel, archiviert auf Mikrofilm in der LLB Detmold, sind interessant zu lesen.
In Rosenland Heft 16/2014 findest du auf der Seite 6 den Hinweis: Tischlerfachschule am Alexanderplatz. Da irrt der Autor jedoch denn diese Tischlerfachschule, die jetzt als Fachschule für Holztechnik ein Bildungsgang am Felix-Fechenbach-Berufskolleg ist, war seit 1928 am Schubertplatz angesiedelt.
In Heimatland Lippe 4/1962 beschreibt Gustav Mesch einen Wandervorschlag mit dem Ziel Donoper Teich ausgehend vom Bahnhof Detmold über die Hermannstraße zum Alexanderplatz und von dort weiter an der Heilig Kreuz Kirche vorbei Richtung Hiddesen.
Am Ende der Hermannstraße links erkennst du im Stadtplan die Ziffer 7. Dort befand sich das Hotel Deutsches Haus, das mit der Adresse Alexanderplatz 1 im Einwohnerbuch 1936 verzeichnet war.
LLB Detmold ME-PK-15-37
Erstmalig ist das Hotel Deutsches Haus im Adressbuch 1930 aufgeführt, davor gab kein Gebäude am Alexanderplatz 1.
Ein Hotel mit dem Namen Deutsches Haus ist im Adressbuch 1901 mit der Adresse Lange Straße 15-17 angegeben. Ab 1923 firmiert unter dieser Adresse die Neufinkenkruger Handeslgesellschaft m.b.H.
Annonce im Einwohnerbuch 1909
Nach 1945 residierte am Alexanderplatz 1 der britische Geheimdienst, wie in Heimatland Lippe 11/1998 nachzulesen ist.
Lass uns ein wenig blättern im Einwohnerbuch von 1936 und du findest einige Straßennamen, die nur wenige Jahre genutzt wurden wie z.B. Potsdamer Brücke.
Im Zuge der Kommunalen Neugliederung wurde die Umbenennung einiger Straßen in Detmold in den 1970er Jahren erforderlich. So gab es in fast jedem Ortsteil eine Bergstraße, eine Feldstraße, einen Kirchweg, … Jeden Straßennamen durfte es jedoch nur einmal geben. In den nachfolgenden Jahren wurden einige Namensgebungen kritisch hinterfragt, mit der Folge weiterer Umbenennungen: Die August-Weweler-Straße, benannt nach dem Komponisten August Weweler, der sich „alter Kämpfer der nationalsozialistischen Bewegung“ nannte, wurde 1985 auf Initiative der Jusos in Felix-Fechenbach-Straße umbenannt. Anm.: In Lemgo gibt es im sog. Musikerviertel eine Wewelerstraße. https://www.google.com/search?q=august+weweler
Der Agnes-Miegel-Weg, benannt nach der ostpreußischen „Heimatdichterin mit Nähe zum NS-Regime“, wurde in Sonnenhügel umbenannt. Anm.: Andere Kommunen (Oerlinghausen, Bielefeld, Rinteln, …) sehen diese Namensgebung anscheinend weniger problematisch und Anträge auf Umbenennung stoßen (z.B. in Oerlinghausen) auf Widerstand einiger Anlieger. https://de.wikipedia.org/wiki/Agnes_Miegel https://www.google.com/search?q=agnes+miegel
Stöbere weiter im Einwohnerverzeichnis und du findest sicherlich weitere interessante Einträge.
In den 1950er Jahren wurden mit zunehmendem Verkehr auf den Strassen in Detmold mehrere Heuer-Ampeln zur Regelung des Kreuzungsverkehrs in Detmold installiert. Bis zum Beginn der 1970er Jahre waren diese Ampeln z.T. noch in Betrieb bevor sie durch moderne Ampelanlagen mit Lichtsignalen ersetzt wurden. Die Bezeichnung Heuer-Ampel geht auf den Erfinder Josef Heuer zurück, der sie in den Jahren 1928/1929 entwickelte.
Foto: Guido Straube
Auf einem Foto aus den 1970er Jahren ist die Heuer-Ampel über der Kreuzung Lange Strasse Rosental zu sehen. Links siehst du das Grothe-Haus und gegenüber das Gebäude der ehemaligen Fürstlichen Akademie mit der Verwaltung der Lippischen Landesbrand. 1972 war das offizielle Ende für Heuer-Ampeln in der Bundesrepublik. Die Detmolder Heuer-Ampel war die letzte funktionsfähige Heuer-Ampel in der Bundesrepublik.
Foto: Rainer R. Stephan
Nach der Deinstallation der Heuer-Ampel wurde sie vor dem Gebäude der Polizeidienststelle im Johanettental aufgestellt.
In einem Projekt hat die Abteilung Verkehrsplanung-Verkehrstechnik der Technischen Hochschule OWL die Ampel komplett restauriert und im Jahr 2009 auf dem Campus Emilienstrasse installiert. Eine reich bebilderte Dokumentation findest du bei der TH OWL.
Heuer-Ampel am Campus Emilienstrasse Foto: ln-1.de
Die Recherchen zum Foto der Kreuzung Lange Strasse Rosental führten zu einer Begegnung mit Guido Straube und interessanten weiteren Informationen zu den Heuer-Ampeln in Detmold. Seine Fotosammlung ist an das Stadtarchiv Detmold übergeben worden. Auf den dort archivierten Fotos sind weitere Ampel-Standorte zu sehen. Bemerkenswert ist die Doppel-Heuer-Ampel im Kreuzungsbereich Lange Strasse – Paulinenstrasse – Neustadt. Aufgrund der besonderen Kreuzungssituation war jeweils eine Seite der Ampel durch eine Kreisscheibe abgedeckt.
Quelle: Stadtarchiv Detmold
Bereits im Jahr 1938 schreibt die Firma Heuer-Hammer an die Stadt Detmold und bewirbt die von ihr produzierten Ampeln, verbunden mit einem Hinweis auf bereits installierte Ampeln in Lage, Bad Salzuflen, Herford, Bielefeld, … Anhand der Dokumente zum Umbau der Kreuzungssituation am Hornschen Tor ist zu vermuten, dass die beiden Heuer-Ampeln dort Anfang der 1950er Jahre installiert wurden.
Quelle: Stadtarchiv Detmold
Nachdem sich im Kreuzungsbereich Paulinenstrasse-Bismarckstrasse ein schwerer Verkehrsunfall ereiget hatte, gab es eine Leserzuschrift an die Lippische Landes-Zeitung vom 4. Dezember 1953. Zitate daraus: – Das Überschreiten der Strasse ist lebensgefährlich. – Die Ampel hoch über der Kreuzung gefährdet den Verkehr. – Die Fahrer richten den Blick nach oben, umso mehr je näher sie an die Kreuzung kommen. – Fort mit diesen rückständigen Ampeln.
In Lage war seit den 1930er Jahren eine Heuer-Ampel installiert und zwar an der Kreuzung Lange Strasse – Friedrichstrasse. Dazu gibt es eine alte Ansichtskarte aus den 1950er Jahren. Die Ampel war bis in die 1960er Jahre in Betrieb.
Heuer-Ampeln in Bad Salzuflen und in Lage, da darf doch Lemgo nicht fehlen. Bereits 1934 wurde überlegt, an der Kreuzung Mittelstrasse-Kramerstrasse-Heutorstrasse eine Ampel zu installieren. Es gab eine Anfrage vom Stadtbauamt an die Firma Heuer-Hammer mit der Bitte um Referenzen sowie dem Wunsch, solche Ampelanlagen in anderen Städten anzusehen und sich dort nach Erfahrungen zu erkundigen. Dem Antwortschreiben ist der Preis zu entnehmen, 1800 RM für die Ampel un 265 RM für Kabel, Aufhängung, … In Warendorf waren zwei Heuer-Ampeln in Betrieb, die bei der Bevölkerung nicht auf Akzeptanz stiessen und die örtliche Presse diese ablehnende Auffassung stützte. Daraufhin bot die Stadt Warendorf an, eine der Ampeln zu einem günstigen Preis an die Stadt Lemgo zu abzugeben.
Quelle: Stadtarchiv Lemgo Anstelle einer Heuer-Ampel hängt über der Kreuzung Mittelstrasse-Kramerstrasse-Heutorstrasse ein Lichtsignal und zeigt eine Gewindigkeitsbegrenzung an.
1954 wurde in Lemgo nochmals überlegt, eine Heuer-Ampel zu installieren, diesmal an der Kreuzung Breite Strasse-Schuhstrasse. Nach der Währungsreform kostet die Ampel 3280 DM und die Zusatzkosten belaufen sich auf 525 DM. Die Firma Heuer zeigt sich sehr interessiert und bietet der Stadt Lemgo ein verlängertes Zahlungsziel an. Soweit bekannt, wurde in Lemgo jedoch nie eine Heuer-Ampel installiert.
In Bad Salzuflen wurde im Jahr 1936 an der Kreuzung Steege – Lange Str. – Herforder Str. in Betrieb genommen.
Foto: Rudolph Wilcke – Stadtarchiv Bad Salzuflen Sign. FA 1
Die Ampel war bis 1960 in Betrieb. Der Versuch die Ampel über den Städtebund NRW einer anderen Gemeinde zu verkaufen hatte keinen Erfolg. Daher wurde die Ampel auf dem Bauhof eingelagert.
Im Kommunalarchiv Herford finde ich ein interessantes Bild der Heuer-Ampel am Lübbertor aus dem Jahr 1948. Diese Ampel steht auf einem kleinen Sockel in der Mitte der Kreuzung.
Foto: Georg Heese Quelle: Kommunalarchiv Herford Unterhalb der Wegweiser erkennst du die Fussgängersignale: Gehen Stehen. Am Sockel sind kleine Hinweisschilder zu sehen: Kein Kreisverkehr .
2022-11 Nachtrag Im Stadtarchiv Lage finden sich weitere interessante Informationen zum Thema.
Die Ampel in Lage stammt aus dem Jahr 1936.
Die Firma Heuer-Hammer wirbt in den Jahren 1959/1951 für ein Blinklicht unterhalb der Ampel.
1949 beantragt ein Kaufmann aus Hamburg die Entfernung der Ampel. Der Kreis Detmold lehnt diesen Antrag ab.
Die Firma Heuer-Hammer entwickelt ein Verkehrsschild mit dem auf Kreuzungen mit Heuer-Ampel hingewiesen wird.
Hinweisschild auf eine Kreuzung mit Heuer-Ampel in Köln – Stadtarchiv Lage AII 1583
Hasselt in Belgien ist seit Mai 1976 Partnerstadt von Detmold und mit der Namensgebung für einen kleinen Platz am Nordende der Fußgägerzone wird diese Partnerschaft gewürdigt. Am Hasselter Platz wurde im August 2011 zum 35. Jahrestag ein kleines Denkmal errichtet.
„Het Borrelmanneke“ ist der Name der Skulptur, die vom belgischen Künstler Lou Boonman geschaffen wurde und anlässlich des Jubiläums der Stadt Detmold als Geschenk der Stadt Hasselt übergeben wurde. Drei Bänke laden zum Verweilen ein und manchmal erahnt man den Duft der weißen Rosen, die den Platz mit den Farben von Hasselt schmücken. Haselnussbäume und Wachholderbüsche säumen den Platz und in einigen Jahren werden die vom ehemaligen Bürgermeister Brakemeier gespendeten Bäume angenehmen Schatten spenden.
Das Original der Skulptur findest du verständlicherweise in Hasselt, der Stadt, die für ihre Produktion des Genever bekannt ist. Ein Männchen mit einer kleinen Genervertonne auf der Schulter sitzt rittlings auf einem Ochsen, unter dem sich Schweine befinden. Die Figur veranschaulicht den Wirtschaftskreislauf vom Korn zum Genever und wieder zum Getreideanbau. So wird die Beziehung zwischen Getreide, Genever, Vieh und Landwirtschaft dargestellt. Gebrannt aus Gersten oder Roggenmalz wird des Destillat mit Wachholder (genévrier, franz.) verfeinert.
Im Oktober findet in Hasselt das traditionelle Jeneverfest statt in dessen Rahmen wird die Qualität des Schnaps geprüft und für kurze Zeit fliesst anstelle von Wasser der Genever aus dem Fass. In Detmold hat sich dieses Phänomen noch nicht ereignet.
Direkt am Hasselter Platz findest du einen Bücherschrank in dem du gespendete Bücher findest und mit einem Becher Kaffee aus der Bäckerei im gegenüberliegenden Supermarkt kannst du bei Sonnenschein dort mit Blick auf alte und moderne Architektur den Tag geniessen.
Wer in den fünfziger und sechziger Jahren des vorletzten Jahrhunderts ins Lippische reisten wollte, der mußte, da noch keine Eisenbahn dieses Land durchquerte, bei Paderborn, Bielefeld, Herford oder Bückeburg die Eisenbahn verlassen und die Thurn- und Taxispost besteigen, die ihn nach Detmold brachte. Auf diesem Weg kam auch Johannes Brahms Ende September 1857 zu seiner ersten Detmolder Saison angereist. Er wurde auf Hofkosten in den Gasthof „Zur Stadt Frankfurt“ einquartiert und auch Verköstigung und Heizung waren frei. Quellenhinweis am Beitragsende
Hier wohnte Brahms, hier hat Lortzing Grabbe und Freiligrath getrunken, bis die Sonne durchs Fenster gewunken; dann sind sie leise nach Hause gehunken.
Von 1857 bis 1859 wohnte Johannes Brahms in den Sommermonaten im Hotel Stadt Frankfurt. In dieser Zeit ist er Leiter des Hofchores am Fürstenhof in Detmold und unterrichtet Prinzessin Friederike zur Lippe (1825–1897) am Klavier. „Eine Dilettantin, wie man sie unter Prinzessinen so leicht wohl nicht findet“ so beurteilt Clara Schumann, die 1855 zwei Wochen in Detmold weilte, ihre adelige Schülerin. Brahms tritt als Solist auf und in seiner Zeit in Detmold entstehen zwei Orchester-Serenaden, D-Dur op. 11 und in A-Dur op. 16 und die Chorwerke „Ave Maria“ op. 12 und „Begräbnisgesang“ op. 13.
Das Horn ab Takt fünf der Serenade erklingt vor Veranstaltungsbeginn im Konzerthaus der HFM Detmold
Für seine Dienste erhielt Brahms ein beachtliches Honorar von 566 Reichsthalern für drei Monate.
In Lippe regierte seit 1851 Fürst Paul Friedrich Emil Leopold. Der Fürst, der Sinn für ernste Musik besaß, hielt Theater und Hoforchester auf künstlerischer Höhe, pflegte Kammermusik und nahm mit den Damen seiner Familie und den Hofchargen an Chorübungen teil, die auch für bürgerliche Detmolder Kreise offen waren und im Schloß abgehalten wurden.
Quelle: LIppische Landesbibliothek, 1D25-1 Vom Hotel zum Schloß ist es ein kurzer Weg durch den Schloßpark.
Brahms-Dekmal im November 2021
Brahms-Denkmal im Mai 2022
Gegenüber der Gedenktafel am ehemaligen Hotel gelangst du durch ein Portal in den Schlosspark. Dort findest du eine Stele mit einer Büste von Johannes Brahms. Nicht weit zu gehen hatte Brahms um zum Fürstenschloss zu gelangen.
Erinnert wird in Detmold an Johannes Brahms mit der Brahmsstraße, im Palais der Hochschule für Musik gibt es dem Brahmssaal, in der Woldemarstraße befindet sich, im Gebäude der ersten Berufsschule in Detmold, Johannes-Brahms-Musikschule.
Gewerbeschule 1902 – Jetzt: Brahms-Musikschule
Foto aus dem Heft: „Die Detmolder Kreisberufs- und Berufsfachschule“ Sammlung von Einzelheiten aus der Geschichte der Detmolder Schule von 1846 bis 1967
Quellenhinweise: Horst Alteneder, Das Leben und Wirken von Johannes Brahms vor dem politischen Hintergrund seines Jahrhunderts, Wien, 2008 Irmlind Capelle, Johannes Brahms und Detmold, Booklet zur CD Musik in Lippe
Auf die Frage nach dem höchsten Punkt in Detmold gibt es die Antworten: Grotenburg – Bielstein – Falkenburg. Hier sind die Höhenangaben: 385 m – 400 m – 360 m und drei Kartenausschnitte erstellt mit TIM-online.
Grotenburg
Bielstein
Falkenburg
Drei schöne Ausflugsziele im Teutoburger Wald auf dem Gebiet von Detmold. Es sind jedoch lediglich relative Hochpunkte, den absoluten Hochpunkt findest du auf einer Wanderung mit Start und Ziel in Berlebeck am Restaurant Hangstein. Nach 200 Metern auf der Hangsteinstraße geht es links ab auf den Niedersachsenweg, den du nach ca. 300 Meter nach rechts verlässt und auf einem Forstweg bergauf wanderst.
Nach knapp 2 km erreichst du den Lönspfad am Höhenpunkt Düsterlau 414 und von dort sind es wenige Schritte in den Wald zum Detmolder Hochpunkt mit 419 Meter.
Der Hochpunkt von Detmold am Lönspfad
Der Hochpunkt war für kurze Zeit markiert.
Auf dem Lönspfad gehst du weiter zur Fürst-Leopold-Straße, auf der du nach ca. 1 km wieder auf die Hangsteinstraße gelangst. Steil bergab (Im Winter kannst du hier gut rodeln!) erreichst du deinen Ausgangspunkt und darfst dich im Cafe Hangstein mit Kaffee und Kuchen belohnen.
Mehr als fünf Jahre von der Idee über die Planung bis zur Einweihung – so lange dauerte es bis der Wärmespeicher der Stadtwerke Detmold im September 2021 das Stadtbild bereichert.
Fotos: ln-1.de
Technische Daten: Höhe: 26,5 m Durchmesser: 10 m Volumen: 1850 m3
Auf meinen Fotos vom Beginn der Bauphase im Sommer 2019 ist zu sehen, dass der Turm parallel in zwei Teilen vor Ort erstellt wurde. Vom Zusammenbau der beiden Teile findest du ein Bild im Archiv der Lippische Landes-Zeitung vom 2019-10-22 Weitere Bilder gibt es auf der Infoseite der Stadtwerke Detmold.
Im Jahr 2016 erfuhren die Detmolder von den Plänen der Stadtwerke für den aus energiewirtschaftlichen Gründen erforderlichen Wärmespeicher und sofort wurde diskutiert ob der Standort richtig gewählt sei, ob das Stadtbild beeinträchtigt würde, ob vielleicht damit ein Aussichtsturm in der Stadt realisiert werden könne, …
Um die Dimensionen beurteilen zu können, wurde für einige Tage ein Gerüst mit entsprechenden Abmessungen auf dem Bahngelände installiert.
Die Hochschule OWL entwickelte diverse Beleuchtungskonzepte, es gab eine Bürgerbefragung zur Gestaltung des Zylindermantels und eine VR-Brille um den Speicher virtuell erlebbar zu machen.
Kundenmagazin 2-2016
Drei Gestaltungsalternativen (u.a. schlicht und technisch affin: rot-blau) standen zur Auswahl; Sieger wurde das „Tapetenmuster“, gewählt von 38% von 700 teilnehmenden Detmoldern.
Schnell verabschiedeten sich die Planer von der Wendeltreppe um den Turm denn diese war nicht barrierefrei. Ebenso schnell wurden die Gestaltungsvorschläge der Hochschule ad acta gelegt; diesmal aus Kostengründen.
2018 wird das von den Stadtwerken überarbeitete Design vorgestellt. Das ist deutlich technisch akzentuiert mit Pastellfarben in Rot- und Blautönen und hebt sich positiv von den ursprüglichen Gestaltungsideen ab. Anstelle der Wendeltreppe gibt es jetzt die Idee einen Fahrstuhl neben den Turm zu stellen von wo aus eine umlaufende Aussichtsgalerie erreicht werden kann. Diverse Fragen wie z.B. Zugang zu Fahrstuhl und Galerie, Aufsichtspflicht, Ticketkosten, … führen dazu, dass auch diese Idee wieder verworfen wird.
Dafür gibt es jetzt die WebCam und vielleicht in Zukunft auch einmal die avisierten Monitore in der Bahnunterführung um so zumindest virtuell auf dem Turm zu stehen.
Im Februar 2020 sorgte das Thema „Reklame“ für Diskussionen. Reklame für die Stadtwerke in 18 Metern Höhe? Erlaubt ist laut Bebauungsplan doch nur eine Montagehöhe von drei Metern. Also wird kreativ festgestellt, dass der Turm ein „Technisches Bauwerk“ ist und die Vorgaben für Wohn-und Geschäftshäuser nicht anzuwenden sind.
Im Mai 2020 ist die farbliche Fassade am Wärmespeicher montiert. Mit Bedauern registriert der interessierte Besucher ein erstes Graffiti.
Mittlerweile sind auch die Beamer zur Projektion von Beleuchtungseffekten in Betrieb. Bleibt zu hoffen, dass sich niemand durch die ungewohnten Lichter in seiner Nachtruhe gestört fühlt.
Leider habe ich keine Bilder von der Einweihungsfeier im August 2021.